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Monthly Archives: November 2019

Das Projekt:

Pferde mit ganz verschiedenen Geschichten; Kommunikation durch Körpersprache, Hilfsmittel nur wenn die Sicherheit es nötig macht, aber nie fürs Training.

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Das Ziel:

Herauszufinden, wie weit kann man die Reitkunst entwickeln kann, wenn man ausschließlich Körpersprache benutzt.

 

Druck + Spannung = Explosion

 

Seit ich wieder zu Hause bin regnet und regnet und regnet es.

Schöne, weiche Nordwest-Tropfen, gefolgt von fürchterlichem Niederschlag, einem Leben in einer Wolke, gefolgt von stetigen, unerbittlichen Wasserströmen, die sich ihren Weg durch jeden Teil dieser leibhaftigen Erfahrung bahnen.

Jede Art Regen ist einzeln betrachtet schön, aber, wenn sie alle zusammen kommen und niemals wieder aufzuhören scheinen, führt dies zu einer gewissen Spannung in den Pferden.

Ich beobachtete Occasio, wie er begann, um Ari herum zu schleichen, ihm mehr Platz gab als üblich und wie er bei seinem besten Freund vorsichtig um Erlaubnis fragte, bevor er an ihm vorbeiging, um am Trog zu trinken oder in der Heuhütte zu fressen.

Ich sah, wie Atlas immer sensibler auf die Geräusche in der Umgebung reagierte, sich vor Dingen erschreckte, die ihm vor einer Woche nichts ausgemacht hätten. 

Die Herde auf den Wiesen schien weiter über das Tal hinweg verteilt zu sein, als normalerweise üblich, um sich gegenseitig mehr Raum zu geben und sich untereinander weniger zu irritieren.

Die Sonne kam heraus und die Welt wurde zu der friedlichen und komfortablen Oase, die sie in den letzten Wochen nicht gewesen ist und jeder schlief erst einmal. Langer, tiefer Schlaf, um sich von der, im endlosen Regen aufgebauten Spannung, zu erholen. 

Nach der Sonne und dem Schlafen, konnte ich sehen, wie Occasio und Ari wieder zusammen Heu fraßen, ihre Nasen sich berührten und sie sich wieder auf ein Spiel einließen, das lustiger und natürlicher aussah, als die Unruhe in den letzten Wochen.

Ich sah, dass sich Atlas Ohren wieder bewegten und Geräuschen mit Interesse folgten, anstatt das er, wie in den letzten Wochen, explosiv aus seiner Haut fuhr, um sich zu schützen. 

Ich sah, wie die Herde auf der Weide näher zusammen rückte und ihre gegenseitige Gesellschaft genoss.

Stress kommt und geht eben so natürlich wie Ebbe und Flut, verändert sich immer und wird sich immer verändern. Und als Mensch mit Trainingsplan vergesse ich manchmal, das ich mich der Umgebung, in der wir leben, anpassen muss.

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Die Stressvariable, die für mich gerade am interessantesten ist, ist die Variable von vergangenen Erlebnissen und Trauma in einem Pferdeleben.

Trauma ist jedes vergangene Erlebnis, das ein Gehirn automatisch dazu bringt, sich gegen andere zu verteidigen, anstatt sich mit ihnen zu verbinden und zusammen zu arbeiten.

Manche Pferde, wie Atlas, haben einen guten Grund für das Trauma, dass sie fühlen, denn man kann es ihnen an den physischen Narben ihres vergangenen Missbrauchs ansehen.

Andere Pferde wie Occasio wurden mit einer so hohen natürlichen Sensibilität geboren, dass das Leben, das für die meisten Pferde normal ist, bei ihnen schon einen bestimmten Grad von emotionalem Trauma auslöst. Occasio ist eine Geschichte für sich, aber er ist eine interessante Randnotiz zum Thema Trauma.

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Jeder Grad von Stress wird ein Pferd dafür anfällig machen, sich selbst zu verteidigen anstatt Bindungen einzugehen, aber das Interessante an einem Pferd mit Trauma ist, das Verteidigung oft zu mehr Stress führt, der wiederum zu mehr Verteidigung führt usw  – der Teufelskreis geht weiter und weiter.

Ein Pferd ohne Trauma Geschichte wird sich bei Stress verteidigen, dann wird es sich besser fühlen, der Stress senkt sich, es wird Kontakt zu seinen Freunden aufnehmen und die Welt ist wieder in Ordnung.

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Das ist der große Unterschied, den ich in meinem Training mit Atlas und Ari lerne zu respektieren. 

Mit Ari kann ich Fehler machen, wenn ich den Stresslevel in einer Situation falsch einschätze, und sie werden mir vergeben. Wenn ich in einen Stressmoment hinein stolpere, zu viel Druck in einer schon angespannten Situation ausübe, verteidigt sich Ari vielleicht für einen Moment mit etwas Kampf oder Flucht. Dann versuche ich etwas zu machen, dass hilft, seinen Stress in dieser Situation zu senken und nähere mich dem Subjekt, in das ich zuvor so blöd hineingestolpert bin, wieder an. So bekomme ich eine zweite Chance, es richtig zu machen. 

Mit Atlas muss ich wesentlich vorsichtiger vorgehen. Wenn die Umgebung, in der wir sind, in Atlas Spannung verursacht, muss ich aufpassen, das jede Art Druck, die ich ausübe dazu führt, dass sich der Stress, den er empfindet, senkt und nicht sein Maß überschreitet und ihn zu Kampf oder Flucht veranlasst.

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Wenn ich bei Atlas einen Fehler mache, fühlt es sich manchmal so an, als würde ich einer langen Reihe Domino-Steine zusehen, wie Stein auf Stein auf Stein kippt, die lange Kette von Vertrauen umreißt, die wir über Monate hinweg aufgebaut haben.

Das Wetter oder jeder beliebige andere Faktor in der Umgebung mag vielleicht den Stress meines Pferdes erhöhen, aber abhängig von seiner vergangenen Erfahrung mit Trauma, kann sich mein Beitrag zu seiner Erfahrung entweder wie eine Schulter Massage anfühlen, die verspannte Muskeln löst oder aber als ob ich vorsichtig eine Bombe entschärfe, die kurz vor der Explosion steht.

Das Training in einer Pferd/ Mensch Beziehung besteht aus zwei Teilen:

  1. Positive Entwicklung von Verbundenheit jenseits von Verteidigung
  2. Die Fähigkeit, sich von Fehlern, die Verteidigung auslösen, zu erholen.

 

Wenn ich mein Training richtig mache, weiß ich genau, wie viel Druck für ein Pferd mit natürlichem Stressempfinden akzeptabel oder sogar hilfreich ist. Dies stärkt den ersten Teil des Trainings. 

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Wenn ich im Training Fehler mache, lerne ich mehr darüber, wie viel Stress zu viel Stress für das Pferd ist, mit dem ich zusammen bin. Und das Pferd lernt sich von dem momentanen Gefühl des Überwältigt seins zu erholen, wenn ich ausversehen zu viel Druck ausgeübt und dies zu Spannung geführt hat. Dies stärkt den zweiten Teil des Trainings.

Eine Sache, an der wir im Freedom Based Training® arbeiten, ist, die Fähigkeit des Pferdes zu stärken, sich selbst zu beruhigen, indem es sein Gehirn und Fokus Wechsel nutzt.

Wir tun das, in dem wir Gefühle von Druck mit Denken verbinden.

Alles, was in hohen Dosen Kampf oder Flucht verursacht, führt in kleinen Dosen zu Denken.

Je stärker die Verbindung zwischen Druck und Denken wird, desto weiter stehen diese beispielhaften Domino-Steine des Vertrauens für ein Pferd wie Atlas auseinander.

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Indem wir die emotionalen Dominos durch die Verbindung von Druck und Denken weiter auseinander stellen, wird es Atlas hoffentlich möglich sein, mit Druck unter Anspannung besser umzugehen, sich von Fehlern in der Beziehung, in denen zu viel Druck unter Anspannung ausgeübt wurde, zu erholen und wir werfen vielleicht nur noch einen anstatt einer ganzen Reihe von Dominosteinen des Vertrauens um.

Es ist mein Job die Situation richtig zu lesen und danach zu streben, die Person zu sein, mit der mein Pferd zusammen sein möchte.

Es ist auch mein Job manchmal Fehler zu machen, hoffentlich nur einen Domino-Stein des Vertrauens umzuwerfen und meinem Pferd zu zeigen, das es ok ist, einen Moment Stress zu haben und sich davon wieder zu erholen.

Wir können es falsch machen, dann wieder versuchen und dann den Domino-Stein des Vertrauens wieder hinstellen, dieses Mal noch viel stärker. 

Wenn das Pferd lernt, sich selbst zu beruhigen und wieder emotional zu stabilisieren, wird Druck unter Anspannung zu einer guten Sache auf dem Weg zu einem besseren Gefühl. An Stelle einer schlechten Sache, wie zum Beispiel eine Bombe zu entschärfen, die vielleicht explodiert.

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Jetzt werde ich einfach dafür beten, dass ich die Aufmerksamkeit habe, zu erkennen, wenn Atlas emotionale Domino-Steine zu dicht beieinander stehen, und wir mit dem Spiel nur ganz vorsichtig fortfahren können. Und auch dafür, zu wissen, wann er belastbar genug ist, um mir zu erlauben mehr Mensch zu sein und die üblichen Fehler zu machen.

Die Realität des Lebens wird immer eine Rolle im Verständnis dessen spielen, was zwischen mir und den Pferden möglich ist. Meistens liebe ich das Leben im Nordwest Pazifik, die Wassermassen rund um uns herum, wo ein Tanz in einer Pfütze möglicherweise mehr nach stoischer Regenmeditation aussieht, wenn zu viele Tage davon aufeinander folgten.

Wünsch mir Glück.

Hufe und Herzschläge,

Elsa

TamingWild.com

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Das Projekt:

Pferde mit ganz verschiedenen Geschichten; Kommunikation durch Körpersprache, Hilfsmittel nur wenn die Sicherheit es nötig macht, aber nie fürs Training.

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Das Ziel:

Herauszufinden, wie weit kann man die Reitkunst entwickeln kann, wenn man ausschließlich Körpersprache benutzt.

 

Wie wir uns fühlen ist wichtiger, als das was wir tun

 

Nach sieben Wochen Unterrichten auf der ganzen Welt bin ich wieder zu Hause.

Regentropfen, die auf immergrüne Pflanzen und Moose fallen, beruhigen meine Seele und nähren meinen Geist. In meinen Gedanken wirbelt herum, was ich alles gesehen und gelernt habe und was verarbeitet werden möchte. 

Als ich heute Morgen von auf Kies knirschendem Hufgetrappel unter meinem Fenster wach wurde, realisierte ich, dass das, was ich jetzt wirklich verstehe, zusammengefasst ist:

Wie sich das Pferd fühlt, ist wichtiger, als das, was wir zusammen tun.

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Das ist die Basis für die Beziehung, die wir aufbauen.

Es hört sich einfach an, aber diese Aussage, die ich jeden Tag studiere, hat große Tiefe und ist sehr faszinierend.

Das Ziel ist, dass sich meine Pferde in meiner Gesellschaft so gut fühlen, dass wir gemeinsam ins Unbekannte aufbrechen und viele verschiedene Dinge tun können, die unser Leben bereichern und glücklicher machen.

Die Wahrheit ist, dass wir verschiedene Schwierigkeiten erst kennenlernen müssen, bevor wir wissen, was hingegen gut ist. 

So sehr ich mich auch bemühe, ich habe noch nichts gefunden, mit dem ich das umgehen könnte.

Die Art Training, die ich ausübe, nennt sich Freedom Based Training®.

Das heißt, dem Pferd steht absolut frei zu tun, was immer es möchte, während wir uns um es herum so verhalten, dass das Pferd denkt, das wir gute Entscheidungen für uns selbst treffen und uns daher vertraut werden kann.

Das ist ein Standard der klassischen Konditionierung, aber es schafft eine neue Ebene für Fühlen und Timings beim Menschen, wenn wir lernen, Assoziationen im Pferd aufzubauen.

 

Mit Übung und Wiederholung beginnt das Pferd ein Muster zu sehen: wenn es ihm von Natur aus besser geht, wird es sehen und fühlen, dass ich in Harmonie mit ihm gehe. Wenn es ihm von Natur aus schlechter geht, wird es sehen, dass ich mich um es herum bewege, bis sich die emotionale Flut ändert und es sich besser fühlt. Wenn ich sehe, dass es ihm wieder besser geht, werde ich wieder in Harmonie mit ihm gehen.

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Mit genug Wiederholungen verbindet sich das Muster von Harmonie und Disharmonie mit den Gefühlen:

Harmonie = Gefühle werden besser

Disharmonie = Gefühle werden schlechter

Um deutlich zu sein, besser fühlen heißt nicht sich großartig, und schlechter fühlen heißt nicht sich schrecklich fühlen. Es ist nur eine Indikation für Ebbe und Flut der Emotionen.

Erst nachdem diese Assoziationen aufgebaut wurden, kann irgendein Konzept von Zusammensein existieren.

Zusammensein und Harmonie muss mit „besser Fühlen“ verbunden sein, wenn wir Dinge zusammen tun möchten.

Jedes Lebewesen wird instinktiv Dinge vermeiden, die es sich schlechter fühlen lässt. 

Im Gegensatz dazu wird jedes Lebewesen nach Dingen suchen, die es sich besser fühlen lässt. 

Wir müssen dem Pferd beibringen, Disharmonie mit uns zu vermeiden, wenn wir einen starken Sinn von Zusammensein aufbauen wollen.

Und wir müssen dem Pferd beibringen, nach Harmonie zu suchen und dann nach Zusammensein.

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Wie wir das genau tun ist eine Kunst.

Das ist die Kunstform, deren Studium ich mein Leben verschrieben habe. Und wie studieren so ist, ab und zu muss ich mich selbst daran erinnern: Wenn etwas schiefgeht, habe ich etwas Wichtiges gelernt und wenn ich etwas richtig mache, hat mein Pferd etwas Wichtiges gelernt.

Ich muss zugeben, mir ist es lieber, wenn das Pferd mehr lernt als ich, aber wir sind ein Team, also muss auch ich manchmal das Schlimme erleben, um den Kontrast besser zu sehen.

Wenn ich sage „Wie Du dich fühlst ist wichtiger, als das, was wir tun.“, meine ich nicht, dass ich immer dafür sorgen werde, dass Du dich gut fühlst, denn das ist nicht meine Aufgabe. Ich möchte sagen, dass ich weiterhin gute Entscheidungen um das Pferd herum treffe, bis es mich mit guten Gefühlen und einer guten Zeit assoziiert.

Auf dieser Grundlage können wir eine breite und unterhaltsame Reihe von Dingen aufbauen, die wir dann gemeinsam entdecken können.

Für diese Art Leben mit Pferden habe ich mich entschieden!

Ich hoffe. meine Studien geben der Welt ein bisschen Denkfutter.

Hufe und Herzschläge

Elsa

TamingWild.com

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