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Das Projekt:

Pferde mit ganz verschiedenen Geschichten; Kommunikation durch Körpersprache, Hilfsmittel nur wenn die Sicherheit es nötig macht, aber nie fürs Training.

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Das Ziel:

Herauszufinden, wie weit kann man die Reitkunst entwickeln kann, wenn man ausschließlich Körpersprache benutzt.

 

Druck + Spannung = Explosion

 

Seit ich wieder zu Hause bin regnet und regnet und regnet es.

Schöne, weiche Nordwest-Tropfen, gefolgt von fürchterlichem Niederschlag, einem Leben in einer Wolke, gefolgt von stetigen, unerbittlichen Wasserströmen, die sich ihren Weg durch jeden Teil dieser leibhaftigen Erfahrung bahnen.

Jede Art Regen ist einzeln betrachtet schön, aber, wenn sie alle zusammen kommen und niemals wieder aufzuhören scheinen, führt dies zu einer gewissen Spannung in den Pferden.

Ich beobachtete Occasio, wie er begann, um Ari herum zu schleichen, ihm mehr Platz gab als üblich und wie er bei seinem besten Freund vorsichtig um Erlaubnis fragte, bevor er an ihm vorbeiging, um am Trog zu trinken oder in der Heuhütte zu fressen.

Ich sah, wie Atlas immer sensibler auf die Geräusche in der Umgebung reagierte, sich vor Dingen erschreckte, die ihm vor einer Woche nichts ausgemacht hätten. 

Die Herde auf den Wiesen schien weiter über das Tal hinweg verteilt zu sein, als normalerweise üblich, um sich gegenseitig mehr Raum zu geben und sich untereinander weniger zu irritieren.

Die Sonne kam heraus und die Welt wurde zu der friedlichen und komfortablen Oase, die sie in den letzten Wochen nicht gewesen ist und jeder schlief erst einmal. Langer, tiefer Schlaf, um sich von der, im endlosen Regen aufgebauten Spannung, zu erholen. 

Nach der Sonne und dem Schlafen, konnte ich sehen, wie Occasio und Ari wieder zusammen Heu fraßen, ihre Nasen sich berührten und sie sich wieder auf ein Spiel einließen, das lustiger und natürlicher aussah, als die Unruhe in den letzten Wochen.

Ich sah, dass sich Atlas Ohren wieder bewegten und Geräuschen mit Interesse folgten, anstatt das er, wie in den letzten Wochen, explosiv aus seiner Haut fuhr, um sich zu schützen. 

Ich sah, wie die Herde auf der Weide näher zusammen rückte und ihre gegenseitige Gesellschaft genoss.

Stress kommt und geht eben so natürlich wie Ebbe und Flut, verändert sich immer und wird sich immer verändern. Und als Mensch mit Trainingsplan vergesse ich manchmal, das ich mich der Umgebung, in der wir leben, anpassen muss.

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Die Stressvariable, die für mich gerade am interessantesten ist, ist die Variable von vergangenen Erlebnissen und Trauma in einem Pferdeleben.

Trauma ist jedes vergangene Erlebnis, das ein Gehirn automatisch dazu bringt, sich gegen andere zu verteidigen, anstatt sich mit ihnen zu verbinden und zusammen zu arbeiten.

Manche Pferde, wie Atlas, haben einen guten Grund für das Trauma, dass sie fühlen, denn man kann es ihnen an den physischen Narben ihres vergangenen Missbrauchs ansehen.

Andere Pferde wie Occasio wurden mit einer so hohen natürlichen Sensibilität geboren, dass das Leben, das für die meisten Pferde normal ist, bei ihnen schon einen bestimmten Grad von emotionalem Trauma auslöst. Occasio ist eine Geschichte für sich, aber er ist eine interessante Randnotiz zum Thema Trauma.

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Jeder Grad von Stress wird ein Pferd dafür anfällig machen, sich selbst zu verteidigen anstatt Bindungen einzugehen, aber das Interessante an einem Pferd mit Trauma ist, das Verteidigung oft zu mehr Stress führt, der wiederum zu mehr Verteidigung führt usw  – der Teufelskreis geht weiter und weiter.

Ein Pferd ohne Trauma Geschichte wird sich bei Stress verteidigen, dann wird es sich besser fühlen, der Stress senkt sich, es wird Kontakt zu seinen Freunden aufnehmen und die Welt ist wieder in Ordnung.

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Das ist der große Unterschied, den ich in meinem Training mit Atlas und Ari lerne zu respektieren. 

Mit Ari kann ich Fehler machen, wenn ich den Stresslevel in einer Situation falsch einschätze, und sie werden mir vergeben. Wenn ich in einen Stressmoment hinein stolpere, zu viel Druck in einer schon angespannten Situation ausübe, verteidigt sich Ari vielleicht für einen Moment mit etwas Kampf oder Flucht. Dann versuche ich etwas zu machen, dass hilft, seinen Stress in dieser Situation zu senken und nähere mich dem Subjekt, in das ich zuvor so blöd hineingestolpert bin, wieder an. So bekomme ich eine zweite Chance, es richtig zu machen. 

Mit Atlas muss ich wesentlich vorsichtiger vorgehen. Wenn die Umgebung, in der wir sind, in Atlas Spannung verursacht, muss ich aufpassen, das jede Art Druck, die ich ausübe dazu führt, dass sich der Stress, den er empfindet, senkt und nicht sein Maß überschreitet und ihn zu Kampf oder Flucht veranlasst.

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Wenn ich bei Atlas einen Fehler mache, fühlt es sich manchmal so an, als würde ich einer langen Reihe Domino-Steine zusehen, wie Stein auf Stein auf Stein kippt, die lange Kette von Vertrauen umreißt, die wir über Monate hinweg aufgebaut haben.

Das Wetter oder jeder beliebige andere Faktor in der Umgebung mag vielleicht den Stress meines Pferdes erhöhen, aber abhängig von seiner vergangenen Erfahrung mit Trauma, kann sich mein Beitrag zu seiner Erfahrung entweder wie eine Schulter Massage anfühlen, die verspannte Muskeln löst oder aber als ob ich vorsichtig eine Bombe entschärfe, die kurz vor der Explosion steht.

Das Training in einer Pferd/ Mensch Beziehung besteht aus zwei Teilen:

  1. Positive Entwicklung von Verbundenheit jenseits von Verteidigung
  2. Die Fähigkeit, sich von Fehlern, die Verteidigung auslösen, zu erholen.

 

Wenn ich mein Training richtig mache, weiß ich genau, wie viel Druck für ein Pferd mit natürlichem Stressempfinden akzeptabel oder sogar hilfreich ist. Dies stärkt den ersten Teil des Trainings. 

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Wenn ich im Training Fehler mache, lerne ich mehr darüber, wie viel Stress zu viel Stress für das Pferd ist, mit dem ich zusammen bin. Und das Pferd lernt sich von dem momentanen Gefühl des Überwältigt seins zu erholen, wenn ich ausversehen zu viel Druck ausgeübt und dies zu Spannung geführt hat. Dies stärkt den zweiten Teil des Trainings.

Eine Sache, an der wir im Freedom Based Training® arbeiten, ist, die Fähigkeit des Pferdes zu stärken, sich selbst zu beruhigen, indem es sein Gehirn und Fokus Wechsel nutzt.

Wir tun das, in dem wir Gefühle von Druck mit Denken verbinden.

Alles, was in hohen Dosen Kampf oder Flucht verursacht, führt in kleinen Dosen zu Denken.

Je stärker die Verbindung zwischen Druck und Denken wird, desto weiter stehen diese beispielhaften Domino-Steine des Vertrauens für ein Pferd wie Atlas auseinander.

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Indem wir die emotionalen Dominos durch die Verbindung von Druck und Denken weiter auseinander stellen, wird es Atlas hoffentlich möglich sein, mit Druck unter Anspannung besser umzugehen, sich von Fehlern in der Beziehung, in denen zu viel Druck unter Anspannung ausgeübt wurde, zu erholen und wir werfen vielleicht nur noch einen anstatt einer ganzen Reihe von Dominosteinen des Vertrauens um.

Es ist mein Job die Situation richtig zu lesen und danach zu streben, die Person zu sein, mit der mein Pferd zusammen sein möchte.

Es ist auch mein Job manchmal Fehler zu machen, hoffentlich nur einen Domino-Stein des Vertrauens umzuwerfen und meinem Pferd zu zeigen, das es ok ist, einen Moment Stress zu haben und sich davon wieder zu erholen.

Wir können es falsch machen, dann wieder versuchen und dann den Domino-Stein des Vertrauens wieder hinstellen, dieses Mal noch viel stärker. 

Wenn das Pferd lernt, sich selbst zu beruhigen und wieder emotional zu stabilisieren, wird Druck unter Anspannung zu einer guten Sache auf dem Weg zu einem besseren Gefühl. An Stelle einer schlechten Sache, wie zum Beispiel eine Bombe zu entschärfen, die vielleicht explodiert.

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Jetzt werde ich einfach dafür beten, dass ich die Aufmerksamkeit habe, zu erkennen, wenn Atlas emotionale Domino-Steine zu dicht beieinander stehen, und wir mit dem Spiel nur ganz vorsichtig fortfahren können. Und auch dafür, zu wissen, wann er belastbar genug ist, um mir zu erlauben mehr Mensch zu sein und die üblichen Fehler zu machen.

Die Realität des Lebens wird immer eine Rolle im Verständnis dessen spielen, was zwischen mir und den Pferden möglich ist. Meistens liebe ich das Leben im Nordwest Pazifik, die Wassermassen rund um uns herum, wo ein Tanz in einer Pfütze möglicherweise mehr nach stoischer Regenmeditation aussieht, wenn zu viele Tage davon aufeinander folgten.

Wünsch mir Glück.

Hufe und Herzschläge,

Elsa

TamingWild.com

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Das Projekt:

Pferde mit ganz verschiedenen Geschichten; Kommunikation durch Körpersprache, Hilfsmittel nur wenn die Sicherheit es nötig macht, aber nie fürs Training.

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Das Ziel:

Herauszufinden, wie weit kann man die Reitkunst entwickeln kann, wenn man ausschließlich Körpersprache benutzt.

 

Wie wir uns fühlen ist wichtiger, als das was wir tun

 

Nach sieben Wochen Unterrichten auf der ganzen Welt bin ich wieder zu Hause.

Regentropfen, die auf immergrüne Pflanzen und Moose fallen, beruhigen meine Seele und nähren meinen Geist. In meinen Gedanken wirbelt herum, was ich alles gesehen und gelernt habe und was verarbeitet werden möchte. 

Als ich heute Morgen von auf Kies knirschendem Hufgetrappel unter meinem Fenster wach wurde, realisierte ich, dass das, was ich jetzt wirklich verstehe, zusammengefasst ist:

Wie sich das Pferd fühlt, ist wichtiger, als das, was wir zusammen tun.

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Das ist die Basis für die Beziehung, die wir aufbauen.

Es hört sich einfach an, aber diese Aussage, die ich jeden Tag studiere, hat große Tiefe und ist sehr faszinierend.

Das Ziel ist, dass sich meine Pferde in meiner Gesellschaft so gut fühlen, dass wir gemeinsam ins Unbekannte aufbrechen und viele verschiedene Dinge tun können, die unser Leben bereichern und glücklicher machen.

Die Wahrheit ist, dass wir verschiedene Schwierigkeiten erst kennenlernen müssen, bevor wir wissen, was hingegen gut ist. 

So sehr ich mich auch bemühe, ich habe noch nichts gefunden, mit dem ich das umgehen könnte.

Die Art Training, die ich ausübe, nennt sich Freedom Based Training®.

Das heißt, dem Pferd steht absolut frei zu tun, was immer es möchte, während wir uns um es herum so verhalten, dass das Pferd denkt, das wir gute Entscheidungen für uns selbst treffen und uns daher vertraut werden kann.

Das ist ein Standard der klassischen Konditionierung, aber es schafft eine neue Ebene für Fühlen und Timings beim Menschen, wenn wir lernen, Assoziationen im Pferd aufzubauen.

 

Mit Übung und Wiederholung beginnt das Pferd ein Muster zu sehen: wenn es ihm von Natur aus besser geht, wird es sehen und fühlen, dass ich in Harmonie mit ihm gehe. Wenn es ihm von Natur aus schlechter geht, wird es sehen, dass ich mich um es herum bewege, bis sich die emotionale Flut ändert und es sich besser fühlt. Wenn ich sehe, dass es ihm wieder besser geht, werde ich wieder in Harmonie mit ihm gehen.

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Mit genug Wiederholungen verbindet sich das Muster von Harmonie und Disharmonie mit den Gefühlen:

Harmonie = Gefühle werden besser

Disharmonie = Gefühle werden schlechter

Um deutlich zu sein, besser fühlen heißt nicht sich großartig, und schlechter fühlen heißt nicht sich schrecklich fühlen. Es ist nur eine Indikation für Ebbe und Flut der Emotionen.

Erst nachdem diese Assoziationen aufgebaut wurden, kann irgendein Konzept von Zusammensein existieren.

Zusammensein und Harmonie muss mit „besser Fühlen“ verbunden sein, wenn wir Dinge zusammen tun möchten.

Jedes Lebewesen wird instinktiv Dinge vermeiden, die es sich schlechter fühlen lässt. 

Im Gegensatz dazu wird jedes Lebewesen nach Dingen suchen, die es sich besser fühlen lässt. 

Wir müssen dem Pferd beibringen, Disharmonie mit uns zu vermeiden, wenn wir einen starken Sinn von Zusammensein aufbauen wollen.

Und wir müssen dem Pferd beibringen, nach Harmonie zu suchen und dann nach Zusammensein.

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Wie wir das genau tun ist eine Kunst.

Das ist die Kunstform, deren Studium ich mein Leben verschrieben habe. Und wie studieren so ist, ab und zu muss ich mich selbst daran erinnern: Wenn etwas schiefgeht, habe ich etwas Wichtiges gelernt und wenn ich etwas richtig mache, hat mein Pferd etwas Wichtiges gelernt.

Ich muss zugeben, mir ist es lieber, wenn das Pferd mehr lernt als ich, aber wir sind ein Team, also muss auch ich manchmal das Schlimme erleben, um den Kontrast besser zu sehen.

Wenn ich sage „Wie Du dich fühlst ist wichtiger, als das, was wir tun.“, meine ich nicht, dass ich immer dafür sorgen werde, dass Du dich gut fühlst, denn das ist nicht meine Aufgabe. Ich möchte sagen, dass ich weiterhin gute Entscheidungen um das Pferd herum treffe, bis es mich mit guten Gefühlen und einer guten Zeit assoziiert.

Auf dieser Grundlage können wir eine breite und unterhaltsame Reihe von Dingen aufbauen, die wir dann gemeinsam entdecken können.

Für diese Art Leben mit Pferden habe ich mich entschieden!

Ich hoffe. meine Studien geben der Welt ein bisschen Denkfutter.

Hufe und Herzschläge

Elsa

TamingWild.com

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Das Projekt:

Pferde mit ganz verschiedenen Geschichten; Kommunikation durch Körpersprache, Hilfsmittel nur wenn die Sicherheit es nötig macht, aber nie fürs Training.

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Das Ziel:

Herauszufinden, wie weit kann man die Reitkunst entwickeln kann, wenn man ausschließlich Körpersprache benutzt.

 

Der Seele dunkle Nacht

 

Der erste April ließ mich wieder emotional werden. Dank Atlas, der mich noch einmal demütigte.

Ja, Ende März schrieb ich über unseren „Durchbruch, auf den wir zählen können!“ 

Ich konnte das Licht am Ende des Tunnels sehen und Atlas und ich bewegten uns stetig in die richtige Richtung … und doch lag ich wieder falsch.

Das ist die dunkle Schönheit im Dasein eines Forschers. Wir finden eine plausible Hypothese und dann tun wir etwas, um sie zu testen. Wir bekommen Ergebnisse und Feedback zu dem, was wir falsch und was wir richtig machen.

Dieser letzte Teil, „Ergebnisse und Feedback zu dem, was wir falsch und was wir richtig machen.“ ist manchmal so unklar wie der Schlamm, in dem ich bis zu den Knien tief drinstecke. Aber ich versuche ihn zu entschlüsseln.

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Ich werde das in Zukunft lesen und über die Dinge lachen, die mich damals verblüfften.

Wie auch immer, in den dunklen Momenten fühlt sich die Suche nach der Wahrheit nur selten lustig an. Wenn ich feststecke, fühle ich mich dunkel und deprimiert, so als ob ich kein Recht auf meinen Job als Forscher und Trainer hätte. Und ich denke, ich sollte mich an die getesteten und bewährten Theorien halten, die andere großartige Trainer dieser Welt bereits für mich getestet haben. 

Immer noch bin ich getrieben, nach besseren Lösungen zu suchen.

Was passierte, dass mich alles mit Atlas wieder hinterfragen ließ:

Es war ein nebeliger Tag und die Nebelhörner auf dem Meer schallten bis hin in unser kleines Tal. Jedes Mal, wenn das Echo ertönte, erschreckten sich Ari und Atlas und starrten Richtung Westen, zum Meer.

Als der Nebel sich verzog war Ari längst wieder fröhlich und ganz er Selbst, Atlas ein emotionales Wrack und ich konnte wieder einmal nicht ansatzweise in seine Nähe gehen.

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Ich dachte, kein Problem, wir haben eine Lösung, wir werden zusammen gehen, bis sich der Stress für ihn auflöst.

Wir liefen den ganzen Tag auf und ab, und er lief die meiste Zeit mit zurückgelegten Ohren und leckte und kaute er nur sehr selten. Sein Maul war angespannt und unbeweglich, und jedes kleine Geräusch ließ ihn aus der Haut fahren. Ich vertraute noch immer darauf, dass wir dies gemeinsam durchstehen würden. Ich war überzeugt, dass dies, anders als in der Vergangenheit, kein großer Rückschlag war.

In jeder Session dauerte es länger als eine Stunde, bis Atlas sich genug beruhigte, um sich nach meiner Hand auszustrecken, um die Session zu beenden. Sein ganzer Körper zitterte vor Angst, da er sich so sehr angestrengt hatte. Ich ließ ihn dann eine Weile in Ruhe fressen und bevor ich zurückkam, um den Prozess zu wiederholen.

Am nächsten Tag schien unsere erste Session sehr vielversprechend, und Atlas schien nicht mehr so ängstlich oder wütend zu sein wie am Tag zuvor.

Die zweite Session änderte alles.

Atlas entschied, dass er nicht mehr laufen wollte und er war höllisch wütend auf mich, weil ich es vorgeschlagen hatte.

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Ich wusste ich könnte meine Arme schwingen und ihn mit Angst hineintreiben, aber wenn ich das tat, mit was könnte ich mich dann noch selbst schützen, wenn er wirklich böse und sich auf mich stürzen würde?

Also hielten wir stattdessen eine Art Distanz, in der ich ganz langsam auf ihn zuging, vier Schläge Einatmen für einen Schritt, vier Schläge Ausatmen für den nächsten Schritt. Atlas wich mit zurückgelegten Ohren ganz langsam vor mir zurück. 

Ganz ehrlich, ich war mir nicht sicher ob er weiterhin zurückweichen oder angreifen würde, aber mein Instinkt wettete darauf, dass er weiterhin weichen als bessere Option ansehen würde, so lange ich es langsam genug hielt, damit er nachdenken konnte.

So drehten wir Runde um Runde um den Paddock. Jeder Schritt, den ich in Richtung Atlas machte, verursachte einen wütenden Rückwärtsschritt bei ihm.

Gelegentlich kam er aus seinem wütenden Selbstfokus heraus, seine Ohren nach vorn gespitzt, und ich nahm meinen Fokus sofort von ihm weg, um im Tal Ausschau zu halten und zu atmen. 

Als sein Maul aufgehört hatte, sich zu bewegen, und ich ihm Zeit gegeben hatte, einfach nur friedlich mit mir zu sein, sah ich ihn wieder an. Augenblicklich legte er wieder die Ohren an und der ganze Prozess wiederholte sich.

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Atlas wollte mich nicht dort haben. Ich war mehr der Grund für sein Unwohlsein als das ich der Grund für sein Wohlbefinden war und er war wütend auf mich.

Ich fühlte mich, als wäre ich wieder mit ihm gescheitert, und es brachte mich um. Mehr als das, ich bemerkte, dass ich zum ersten Mal, seit ich ihn getroffen habe, Angst vor ihm hatte.

An diesem Punkt wurde ich krank und war zu schwach, um mehr als die täglich nötige Pflege der Pferde zu übernehmen. Ich verbrachte einen ganzen Tag schlafend und mich schlecht fühlend im Bett. Als ich am nächsten Tag aufwachte wusste ich, dass ich etwas ändern musste.

Was tue ich, wenn Atlas sich weigert, seinen Stress weg zu laufen? Für mich fühlt es sich nicht so an, als hätte ich genug Zeit, um wieder ganz von vorne mit Arbeit aus der Distanz zu beginnen, über die Zeit Vertrauen aufzubauen bis er wieder Nähe akzeptieren kann.

Ich sage meinen Schülern immer, dass man sich das Recht, ein selbstbewusster Anführer zu sein, verdient, in dem man passiv oder dominant in die Beziehung investiert.

Selbstbewusste Anführer fragen sanft, freundlich und ohne extremen Druck nach Dingen. Wenn Du genug in die Beziehung investiert hast, wird das Pferd zu dem, um das Du bittest, ja sagen. Aber wenn Du es nicht tust, wird deine freundliche Anfrage auf das Pferd irritierend wirken und es wird in seinem Verhalten Dir gegenüber immer dysfunktionaler.

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Ich habe bei Atlas so viel passives investiert, dass ich dachte, ich hätte mir das Recht verdient, ihn vorsichtig bitten zu können, zu gehen, und damit erfolgreich zu sein. Eine Zeit lang stimmte das. Dann lernte ich, dass Umwelteinflüsse wie die Nebelhörner sein Stresslevel so sehr ansteigen lassen, dass dies zu weniger Beziehungskredit für uns führt, den wir nutzen können.

In dieser Situation, als mein Kredit leerlief, wollte Atlas nicht länger laufen, und ich bat ihn wenigsten seinen Fokus auf mich zu richten. Dieses wiederholte Fragen auf ruhige Art mit anhaltendem Augenkontakt wurde für ihn immer irritierender.

Das brachte uns tiefer und tiefer in eine Situation, in dem er böse und ich ängstlich war, und wo keiner von uns bereit war, einzulenken.

Ich dachte, ich müsste vielleicht nur weiter darauf beharren und weiter leichten Druck auf ihn ausüben, seinen Fokus zu ändern, und er würde schon irgendwann beginnen zu verstehen, das meine Anfrage ihm half, sich besser zu fühlen. Ich arbeitete jeden Tag stundenlang und sah Fortschritte vom Beginn bis zum Ende des Tages, aber am nächsten Tag war Atlas nur noch wütender und resistenter. Und ich fühlte, dass ich noch mehr Angst vor ihm hatte.

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Ich denke, wir mussten dies für eine Weile tun, damit ich klar sehen konnte, dass ich mich den Regeln nicht widersetzen konnte. 

 

Die Regeln werden mich dazu zwingen, wieder in die Beziehung zu investieren, entweder passiv oder dominant, ohne behutsame Beharrlichkeit, nach Dingen zu fragen. 

Mein Gefühl und Timing in selbstbewusster Führung ist vielleicht gut genug, für einen Tag den Kampf des Willens zu gewinnen, aber ich verlor das übergeordnete Ziel, dass Atlas mich mit besseren Gefühlen assoziierte, wenn er mich das nächste Mal sah. 

Mit dem nahenden Sommer fühlte ich mich unter Zeitdruck, unser Training aus vielen Gründen zu beschleunigen. Seine Hufe zu pflegen wird immer notwendiger. Ich würde ihn gern vom Paddock auf die Weide mit den weniger sicheren Zäunen bringen und ich hätte gern ein gutes Gefühl, sollte er gesundheitliche Hilfe benötigen. Aufgrund all dieser Faktoren entschied ich mich für dominante Führung. 

Ich werde auch weiterhin jeden Tag Zeit mit passiver Führung aus Distanz verbringen, aber es kann nicht meine einzige Lösung sein, da es für Atlas einfach zu lange dauert.

Ich brachte ein Seil mit und legte es auf die Box in der Mitte des Platzes, und ich schwor mir selbst, es zu benutzen, um Atlas zu erschrecken, falls er mir auf irgendeine Weise drohen sollte. Ich wusste, ich konnte das Seil genauso schwingen, dass Atlas sich zwischen mir und dem Zaun gefangen fühlte, es mich zum dominanten Anführer machte und Unstimmigkeiten schnell beendete, so dass wir schnell wieder in unseren Schritt finden konnten. Sobald wir laufen könnten, wusste ich, dass Atlas mich wieder mit guten Gefühlen assoziieren könnte.

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Das ist der spannendste Teil der Geschichte. Sobald das Seil an einem Ort lag, an dem ich es erreichen konnte, brauchte ich es gar nicht mehr. Ich hatte wieder ein hohes Selbstbewusstsein und Atlas reagierte wieder ganz anders auf mich. Ich bewegte mich jetzt auf klare, selbstbewusste Art, so dass er den Druck zwischen mir und dem Zaun als richtige Menge an Dominanz empfand. Jede negative Begegnung zwischen uns war schnell vorbei und wir fanden unseren Schritt wieder.

Sobald wir wieder gemeinsam laufen konnten, fanden wir auch die gemeinsamen guten Gefühle wieder und recht schnell war unsere Beziehung wieder auf dem Level, dass wir Ende März hatten. 

Vertrauen, auf das wir zählen können und verlässliche gute Gefühle, die wir sogar in Nähe miteinander finden können.

Diese Woche bekam ich sogar mein erste kleines Wiehern von ihm, als ich am Paddock vorbeilief.

Es ist demütigend im Nachhinein die Fehler zu sehen, die ich in den letzten Wochen gemacht habe, aber ich teile sie mit Dir, damit Du auch daraus lernen kannst. Ich habe ein Video von dieser herausfordernden Zeit in der Patreon Gruppe geteilt und ich heiße Dich herzlich willkommen, der Gruppe beizutreten und diese Reise mit mir zu teilen.

https://www.patreon.com/tamingwild

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Jetzt bin ich sehr optimistisch, was den Weg, den Atlas und ich noch vor uns haben, angeht. Aber wenn ich aus unserer Geschichte einen Hinweis ziehe, dann den, dass Atlas mir noch eine ganze Menge mehr beizubringen hat. Ich verspreche, über alles, was ich lerne, am Laufenden zu halten. 

Hufe und Herzschläge

Elsa

TamingWild.com

Das Projekt:

Pferde mit ganz verschiedenen Geschichten; Kommunikation durch Körpersprache, Hilfsmittel nur wenn die Sicherheit es nötig macht, aber nie fürs Training. 

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Das Ziel:

Herauszufinden, wie weit kann man die Reitkunst entwickeln kann, wenn man ausschließlich Körpersprache benutzt.

Ein Spaziergang im Wald

Diese Woche war es Zeit das Tor für Ari und mich zu öffnen, um ein bisschen weiter von zuhause spazieren zu gehen.

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Der Paddock war ein guter Ort um eine solide Basis für unsere Beziehung zu schaffen.

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Aber dort draußen gibt es die große weite Welt zu entdecken!

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An diesem Punkt unserer Beziehung war die richtige Zeit für einen Spaziergang für uns beide gekommen.

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Er darf entscheiden, wo wir hingehen.

Ich darf entscheiden, wo ich um ihn herum stehe oder gehe.

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So ist Ari der „assertive“ Anführer weil er entscheidet, was wir zusammen machen.

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Ich bin der passive Anführer, weil ich gute Entscheidungen mit Gefühl und Timing treffe und zwar darüber, wo und wann und wie ich bei ihm bin, während wir spazieren gehen.

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Ari’s wichtigstes Anliegen ist die Suche nach leckerem Futter und ich bin zufrieden mit meiner Rolle, für ihn die Umgebung im Blick zu halten, während er seinen Wünschen nachgeht.

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Während Ari grast, habe ich die perfekte Gelegenheit zu üben, wie ich mein Gewicht auf ihn lehne. Ich beobachte ihn dabei sorgfältig, um den besten Moment zu finden, mein Gewicht an ihn ran und von ihm weg zu nehmen. So schaffe ich gute Assoziationen, die wir später brauchen werden, wenn wir zusammen reiten gehen können.

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Manchmal, wenn man durch den Wald spaziert und dabei grast und erkundet, riecht etwas lustig und dann muß man einfach lachen!

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Und nachdem man zusammen gelacht hat, fühlt man sich einfach noch besser zusammen.

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Die wunderbaren Fotos in diesem und allen anderen Blogs wurden von dem sehr talentierten Fotograf Kevin Smith geschossen. Wir haben dieses Video im Wald zusammen gedreht und es auf der Patreon Seite geteilt.  Wenn ihr es noch nicht gesehen habt, laden wir euch hiermit höflich ein, sich uns dort anzuschließen, so dass ihr dieses und alle anderen wöchentlichen Update Videos unserer Abenteuer sehen könnt.

https://www.patreon.com/tamingwild

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Hufe und Herzschläge,

Elsa

TamingWild.com

Das Projekt:

Pferde mit ganz verschiedenen Geschichten; Kommunikation durch Körpersprache, Hilfsmittel nur wenn die Sicherheit es nötig macht, aber nie fürs Training.

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Das Ziel:

Herauszufinden, wie weit kann man die Reitkunst entwickeln kann, wenn man ausschließlich Körpersprache benutzt.

 

Neugier und Interesse

Seit über einer Woche tauche ich immer tiefer ein in diese neue Art des Zusammenseins mit Atlas. Eine Woche gemeinsamen Laufens.

Auf eine gute Art und Weise ist es eine Herausforderung für mich eine Methode zu nutzen, die ich kenne, aber nie nutzen wollte “Beruhigung durch Bewegung”.

Hast Du den Blogpost über meinen Wendepunkt verpasst? Du findest ihn hier:

https://equineclarity.org/2019/03/03/walking-a-horse-down/

Als ich dieses Projekt angefangen habe, war es mein Ziel zu beweisen, dass man ein verletztes, missbrauchtes und traumatisiertes Pferd mit genau denselben Methoden, die ich benutzt habe, um Myrnah im ersten Taming Wild Film in die domestizierte Welt zu bringen zu einem gesunden Pferd machen kann.

Der Erfolg, den Myrnah und ich gemeinsam hatten und den wir mit tausenden Menschen und Pferden rund um den Globus geteilt haben, ließ mich auf einem totalen Hoch leben. Ich wollte mit genau denselben Methoden ein Pferd, dass jeder aufgegeben hatte, auf wundersame Weise verändern und seine Schönheit hervorbringen.

Ich habe meinen Schülern immer gesagt, dass Freedom Based Training® der langsamste Weg ist, ein Pferd zu trainieren und dass es eine Methode ist, die den Lernprozess des Menschen deutlich mehr fordert, als den des Pferdes. Diese Woche spürt mein Stolz die Wahrheit dieser Aussage und während mein Ego noch angeschlagen ist, wächst mein tiefgehendes Verständnis davon, wie alles funktioniert.

Ich glaube immer noch an die Idee, ein verletztes, missbrauchtes und traumatisiertes Pferd mit genau denselben Methoden in ein gesundes zu pflegen, die ich benutzt habe, um Myrnah im ersten Taming Wild Film in die domestizierte Welt zu bringen. Aber in der Realität habe ich im Moment nicht die Zeit es zu tun.

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Ein Pferd mit einem gesunden Verstand trifft mich auf Augenhöhe und jede gute oder schlechte Entscheidung, die ich um es herum treffe, wird auf Augenhöhe bewertet. Ein Pferd mit einem extremen Traume bewertet mich aus einer Perspektive extremer Voreingenommenheit. Jede gute Entscheidung, die ich treffe, wird so bewertet, dass sie eventuell nur eine zufällige Erscheinung ist, ein Unfall. Und dass man nicht auf das momentane gute Gefühl zählen kann. Wohingegen jede schlechte Entscheidung, die ich aus Versehen treffe, sowie jedes schlechte Gefühl, das in Verbindung mit mir gebracht wird, als Beweis angesehen wird, dass ich tatsächlich nicht vertrauenswürdig bin.

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Fünf Monate lang habe ich versucht, Atlas ganz einfach mit meinen Aktionen um ihn herum zu beweisen, dass ich sein Vertrauen wert bin. Dies führte einen kurvigen Weg voller Schönheit und Herzschmerz hinunter. Einen Tag oder eine Woche lang sehe ich ab und zu ein kleines bisschen von dem Pferd, dass er vielleicht einmal werden wird, bis auf einmal eine zufällige Erscheinung in der Umgebung die Waage wieder in die falsche Richtung kippt und wir wieder zu Angst, Wut und Katatonie zurückrutschen.

Wir haben erfolgreich eine Beziehung gefestigt, in der physische Aggression nicht länger Atlas erste Wahl ist und für diesen soliden Erfolg bin ich sehr dankbar. Abgesehen von diesem Punkt hat sich herausgestellt, dass all die Erfolge in unserer Beziehung eine Momentaufnahme dessen sind, was eventuell eines Tages in der Zukunft für ihn möglich ist, sich aber noch nicht gegen die tiefsitzende Angst durchsetzen kann, die das Leben in Atlas triggert.

Ich denke immer wieder, wenn ich nur diesen Moment spüren kann, in dem seine innere Unruhe zu groß wird, wenn ich sehen kann, was passiert, bevor Atlas implodiert oder explodiert. Wenn ich beginne zu verstehen, was passiert bevor alles schief geht, dann kann ich das Richtige tun, um ihm zu zeigen, dass ich verstehe, dass wir eine vereinte Kraft werden, um eine besseres Leben für ihn zu entwickeln.

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Stattdessen scheine ich immer und immer wieder die Hinweise zu verpassen (wenn man sie überhaupt lesen kann) und ich bin am falschen Ort zur falschen Zeit, wenn Atlas seine Ängste überwältigen. Er fühlt sich schrecklich und ich werde erneut beschuldigt, im Zusammenhang mit dem zu stehen, was sein Leben schon wieder ins Chaos gestürzt hat. Das Vertrauen, von dem ich dachte, das wir es aufgebaut haben, zerfällt wieder zu Staub.

Wenn ich nur wüsste, wie ich für Atlas immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein kann.

Diese Woche war es an der Zeit zuzugeben, dass ich im Moment noch nicht die Fähigkeiten in Freedom Based Training® habe, die es brauchen würde, Atlas in den Zustand mentaler Gesundheit zu bringen, den er braucht, wenn er mit mir in einer domestizierten Welt lebt.

Wir brauchten mehr Hilfsmittel und mehr Unterstützung.

“Beruhigung durch Bewegung” ist ein Konzept, dass ich schon benutzt habe bevor ich wusste, das es sogar einen Namen hat. Als ich zehn Jahre alt war, sollte ich jeden Tag ein Pony mit dem Namen Chocolate auf einer 40 Hektar großen Wiese einfangen, das sich nicht einfangen lassen wollte. Dieses Pony hat mir eine Menge beigebracht und durch Bewegung den Stresslevel eines Pferdes zu senken wurde für mich ganz normal.

(Du kannst Chocolate und mich hier im Blog “Warum Freedom Based Training®? sehen  https://equineclarity.org/2016/09/12/why-freedom-based-training/ )

Viel später habe ich gelernt, dass amerikanische Ureinwohner diese Technik bereits lange bevor ich geboren wurde, genutzt haben, um Pferde zu zähmen.

Nach 5 Monaten Dreh von “Taming Wild: Evolution” war es für mich an der Zeit, mein ursprüngliches Ziel zur Seite zu stellen und eine Trainingsmethode zu wählen, von der ich wusste, sie würde Atlas helfen sein Vertrauen in mich zu finden und das dauerhaft. Er musste mich mit mehr guten als schlechten Gefühlen assoziieren und das musste ich auf eine Art und Weise tun, die mir erlaubte Fehler zu machen, wie am falschen Ort zur falschen Zeit zu sein, ohne dabei das zerbrechliche Vertrauen zwischen Atlas und mir zu erschüttern.

In der Vergangenheit haben unkontrollierbare Ereignisse mit schlechtem Ergebnis Atlas zum Opfer der Umstände gemacht. Wenn er sich schrecklich fühlte waren immer Menschen in seiner Nähe, also wurden Menschen zu einer Sache, gegen die er sich wehren muss.

Schlechte Ergebnisse kann ein Pferd nicht kontrollieren. Das Beste was ein Pferd tun kann, ist, sie durch Selbstschutz zu minimieren.

Selbstschutz und die negative Seite von Stress treten in 3 Formen auf: Kampf, Flucht und Einfrieren.

 

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Je öfter Kampf, Flucht und Einfrieren auftreten, desto mehr Neugier und Interesse sterben ab.

Es kann sich überwältigend anfühlen, die Chemie des Gehirns zu studieren, aber dieses Video erklärt es sehr deutlich und einfach:

https://www.facebook.com/watch/?v=267957677203615

Ich glaube, das Neugier und Interesse die Faktoren sind, die ein traumatisiertes Gedächtnis heilen, aber ein traumatisiertes Gedächtnis wird nicht riskieren, eine der selbsterhaltenden Verhaltensweisen aufzugeben, die es bisher am Leben erhalten haben.

Also, was tun wir?

Wenn wir die Fähigkeiten haben, können wir ganz einfach präsent sein und unseren Weg durch die Schichten der Selbstverteidigung mit einem Pferd meditieren. Präsent sein, aufmerksam sein, am richtigen Ort zur richtigen Zeit sein, um zu beweisen, dass Neugier und Interesse die Anzahl der guten Erfahrungen steigert und das Selbstverteidigung im Vergleich eine blasse und schwache Wahl ist.

Wenn wir nicht die Fähigkeit haben durch Meditation einen Weg zu finden, der Interesse und Neugier weckt, dann müssen wir die Bewegung des Pferdes nutzen, um den Körper auf eine Art zu beeinflussen, die dem Pferd erlaubt seine Abwehr zu verringern. Nur dann wird das Gedächtnis beginnen sanfter zu werden und Interesse und Neugier den Raum geben, zu wachsen.

Atlas und ich laufen zusammen, weil die Wege, Neugier und Interesse wieder zu finden, durch Meditation und Bewegung führen. Ohne eine Herde von Pferden, die Bewegung unterstützt, sind meine Fähigkeiten Atlas mit der Freedom Based Training® Meditation zu arbeiten, in fünf Monaten nicht ausreichend gewesen, also laufen wir jetzt.

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Mit Atlas laufen, um sein Stresslevel zu senken, ist eine einfache Übung, die ihm hilft, das nächste bessere Gefühl zu finden.

Gefühle gehen durch folgende Phasen:

 

  • Wut (Kampf)
  • Angst (Flucht)
  • Katatonie (Einfrieren)

 

Und wenn das Pferd dann läuft, beginnt es, die folgenden Momente zu finden:

 

  • Versteifung (Kampf im Sinne von sich weigern, sich zu bewegen, bedrohen des Bewegenden)
  • Ablenkung (Flucht der Gedanken)
  • Desinteresse (Einfrieren)

 

Und mit mehr Laufen beginnen wir mehr Momente der guten Seite des Stress Spektrums zu sehen.

 

  • Neugier (die gute Seite von Kampf, der Beginn von Spiel, “was passiert, wenn ich das tue?”)
  • Weichen (die gute Seite von Flucht, Platz für einen Partner schaffen)
  • Interesse (die gute Seite von Einfrieren, die Ohren beginnen sich zu bewegen, die Augen blicken um sich, Denken beginnt)Chart

Kampf > Wut > Versteifung > Interesse

Flucht > Angst > Ablenkung > Weichen

Einfrieren > Katatonie > Desinteresse > Neugier

 

Wenn die gute Seite des Spektrums aktiv ist, möchten Freunde mit Dir Zeit verbringen, und wenn Freunde Zeit mit Dir verbringen möchten, beginnt das Leben sein volles Potential zur Freude zu entfalten.

Wie können wir wissen, was gefühlt wird? Wie können wir wissen, ob das Gefühl zur guten oder der schlechten Seite des Stress-Spektrums gehört?

Es ist Kampf, wenn Du einfach nur möchtest, das etwas aufhört, es ist Neugier oder Spiel, wenn Du daran interessiert bist, wie Du das, was passiert, verändern und geniessen kannst.

Es ist Flucht, wenn Du von dem, was passiert, einfach nur weglaufen möchtest, es ist Weichen, wenn Du Raum schaffen kannst, für das, was passiert und das Geschehen so verändern kannst, das es Freude bringt.

 

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Es ist Einfrieren, wenn Du einfach nur so tun möchtest, als ob das, was passiert, nicht passieren würde. Es ist Nachdenken und Interesse, wenn Du mit dem, was passiert, in Harmonie sein kannst und Dich darauf freust, das Ergebnis zu sehen.

Ein gutes Leben beinhaltet nicht notwendigerweise Freunde. In der Wildnis gibt es Hengste, die sich dazu entscheiden von der Herde wegzugehen und allein leben, und es gibt Menschen, die sich entscheiden, allein zu leben, aber für die meisten von uns ist ein Leben mit Freunden besser.

Ich glaube, dies stimmt, weil Freunde die mentalen und emotionalen Fähigkeiten fördern, die uns erlauben, die positive Seite des Stress-Spektrums zu erleben. Nachdenken, Weichen und Spielen, dies sind die mentalen und emotionalen Fähigkeiten, die das Leben erfreulich machen.

Alles beginnt mit Neugier und Interesse.

Mit einem Pferd laufen, um es zu beruhigen, ist ein Weg sie zu finden. Sobald wir einen Funken von Neugier gefunden haben, können wir diesen durch Meditation, Präsent sein, und dem Lernen, füreinander zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein, in immer mehr unterschiedlichen Situationen, fördern.

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Diese Woche habe ich ein Video aus der ersten Woche gepostet, in der Atlas und ich diese Theorie nutzen. Werde Teil der Patreon Gruppe um dieses Video und auch jede Woche weitere Videos über die Entwicklung von “Taming Wild: Evolution”zu sehen.

https://www.patreon.com/tamingwild

Ich hoffe, dieser Blog hat Deine Neugier und Dein Interesse geweckt. Wenn nicht, keine Sorge, ich werde weiter schreiben und Dir mit einer kontinuierlichen Flut an Wörtern helfen, dein Stresslevel zu senken, bis Du neugierig genug bist, mehr zu wollen.

Ein Hoch auf Neugier und Interesse, die das Leben lebenswert machen.

Hufe und Herzschläge,

Elsa

TamingWild.com

 

 

 

 

Das Projekt:

Pferde mit ganz verschiedenen Geschichten; Kommunikation durch Körpersprache, Hilfsmittel nur wenn die Sicherheit es nötig macht, aber nie fürs Training.

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Das Ziel:

Herauszufinden, wie weit kann man die Reitkunst entwickeln kann, wenn man ausschließlich Körpersprache benutzt.

 

Durch Bewegung Stress Level senken

Eiskalte Luft, leichter Wind, der durch die Blätter der Bäume um uns herum wehte, es war der perfekte Wintertag.

Ich stand neben Atlas, war einfach da, fühlte, beobachtete und wartete, so wie ich das seit Monaten tue. Seit 156 Tagen um genau zu sein.

Ich dachte daran, was wir zusammen erlebt haben, wie sich unsere Beziehung zueinander entwickelt hat und wie viele Rückschläge wir in diesem Prozess hatten. Was ist, wenn es das war? Was ist, wenn zusammen stehen alles ist, was wir am Ende dieses Projektes zusammen tun können?

Wenn er noch als wildes Pferd frei auf viel Land leben würde, auf dem er sich selbst versorgen könnte, würde ich nichts als Dankbarkeit empfinden für das Vertrauen, das wir zueinander aufgebaut haben und für die Zeit, die wir gemeinsam geniessen.

Jetzt lebt er als domestiziertes Pferd und ich mache mir Sorgen, dass ich Atlas nicht gesund und sicher halten kann, solange ich ihn nicht berühren und nicht von einem Ort zum anderen bringen kann.

 

Ich habe mir ein Jahr Zeit gegeben, um einfach abzuwarten und zu schauen was passiert, wenn Atlas über den Zeitpunkt für den nächsten Schritt in unserer Entwicklung entscheidet. Ich war sehr geduldig mit den Rückschlägen in unser Vertrauen, wenn das Wetter wechselte, oder ihn Rauch von einem Feuer störte, oder Kämpfe mit Ari ihn verletzt haben, oder irgendeines der anderen Dinge, die einfach nicht hilfreich sind, wenn ich versuche Atlas zu erklären, dass ein Leben mit Menschen für ihn jetzt ok sein wird.

Atlas und ich haben unsere gemeinsame Zeit mit einer einfachen und grundlegenden Idee begonnen. Wenn er sich auf irgendeine Art und Weise von mir wegbewegt hat, habe ich mich auch von ihm wegbewegt. Unsere erste Aufgabe war, die Idee in ihm zu festigen, dass von Dingen, die angsteinflößend sind, wegzugehen besser ist, als diese anzugreifen.

Über Tage, Wochen, Monate habe ich beobachtet, wie sein unterschwelliger Kampfinstinkt immer weniger wurde, durch konstante Bekräftigung, dass von Menschen weggehen, wenn man ängstlich ist, verstanden und unterstützt wird.

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Er brauchte mehr als 90 Tage Übung, bevor er mich zum aller ersten Mal freiwillig berührte. Als er sich dazu entschied, sich auszustrecken, um mich zu berühren, hat er sich über sich selbst sehr erschreckt und es dauerte lange, bis er wieder versuchen wollte mich zu berühren. (Darüber habe ich im Blog Post “Einfach wertschätzen” geschrieben).

https://equineclarity.org/2018/11/06/valuing-easy/

Schritt für Schritt haben wir daran gearbeitet, sein Vertrauen aufzubauen, und ich war überzeugt, dass er viel mehr Vertrauen aufgebaut hätte. Doch dann passierte wieder irgendetwas in der Umgebung und wir machten einen Rückschritt. Und sein Vertrauen in mich wurde unter dem akuten Trauma begraben. 

Für mich fühlte es sich so an, als würde Atlas traumatisiertes Gehirn jedes bisschen Angst und Schmerz nutzen, um sich selbst zu beweisen, dass Vertrauen nutzlos und Selbstverteidigung notwendig ist. 

Dauernd fühlte ich mich, als könnte ich nicht gewinnen, nur verlieren.

Ari kommt aus der Wildnis und hat keine traumatische Vergangenheit mit Menschen. Er hat gesunde Gedanken mit denen man arbeiten kann. Kleine Geschehnisse die Angst oder Schmerz erzeugen, werden als Anomalie oder Unfall angesehen. Er hält nicht an ihnen als Beweis für irgendetwas anderes fest. Für ihn sind sie ein Hinweis aufmerksam zu sein und etwas zu lernen.

In diesem Projekt studiere ich diesen interessanten Unterschied. Ich hatte keine Ahnung, wie tief traumatisiert Atlas war, als ich ihn vom Schlachthof nach Hause gebracht habe. Ich hatte keine Ahnung, wie selbstbewusst und unabhängig Ari als achtjähriger Hengst war, als ich ihn von seinem kürzlich noch freien und wilden Leben in Nevada zu mir nach Hause gebracht habe.

Im Vergleich zu diesen beiden Hengsten war Myrnah, aus dem ersten Film, ein Spaziergang im Park, von dem ich lernen konnte. Eine vier Jahre alte Stute, tragend und am verhungern, ohne ein mit Menschen assoziiertes Trauma. Aus Myrnahs Perspektive war ich Teil von diesem neuen Ort, an dem sie Futter und Wasser haben konnte soviel sie wollte und wo sie sich, immer umgeben von Freunden, sicher fühlte.

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Myrnah war der ideale Partner für mein erstes Experiment in Freedom Based Training®.

Atlas und Ari fordern mich dazu heraus, ein besseres Verständnis von allem was ich weiß zu entwickeln.

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Anfang dieser Woche standen Atlas und ich zusammen und genossen die Aussicht über den Wiesen, als der Wind ein trockenes Blatt einfing und zwischen uns herumwirbeln ließ. So wie er reagierte, hätte man denken können, das Blatt hätte versucht Atlas zu töten. Er drehte sich im Kreis und raste einfach weg.

In der nächsten Stunde nutze ich jedes bisschen Ausdauer und Takt das ich besaß, um um ihn herum zu arbeiten, die Umgebung zu beobachten, und wieder sein Vertrauen zu gewinnen, um näher kommen zu dürfen.

Es dauerte eine Stunde, bis er wieder seine Nase ausstreckte und meine Hand ein kleines bisschen berührte. Es fühlte sich an, als wäre sein Vertrauen in mich verloren gegangen, begraben unter nichts weniger als dem Gewicht eines trockenen Blattes im Wind.

Ich beobachtete ihn von meinem Haus und sah in den nächsten 24 Stunden, wie jedes Geräusch seinen Verstand von rationalen Gedanken abhielt. Er ging in den Pferdeanhänger, um sein Lieblingsheu zu fressen, nur um sofort wieder panisch aus ihm herauszuschießen, sobald er ein Geräusch hörte. Er vermied enge Plätze und sah sogar in der Mitte der weiten Arena gefangen aus und machte zu.

Mein Herz brach und ich wünschte, ich könnte ihm erklären, das ein fallendes Blatt nur ein Teil vom Leben war, und nicht der Beweis, nach dem er suchte, dass alles nur dazu da war, ihm wehzutun.

Ich war sehr traurig und es fühlte sich so an, als hätte ich bei ihm versagt. Einhundertsechsundfünfzig Tage haben wir gemeinsam verbracht und immer noch genügte ein fallendes Blatt, um ihm zu beweisen, dass er mir nicht trauen konnte, oder irgendetwas überhaupt.

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Es war an der Zeit, die Taktik zu ändern. 

In Freedom Based Training® stärken wir die Fähigkeit des Pferdes nachzudenken und sich in Gesellschaft wohl zu fühlen. Wir nutzen genau das, um an gemeinsamer Bewegung zu arbeiten. Erst denken, dann bewegen.

In anderen Trainingsmethoden ist es genau anders herum. Wir bewegen das Pferd, um sein Gehirn zu erreichen. Wir bringen das Pferd dazu, sich zu bewegen und formen diese Bewegungen, um den Verstand des Pferdes zum Nachdenken zu bringen. Erst bewegen, dann lernen zu denken.

Stress reduziert sich für Pferde, wenn sie sich in Gesellschaft bewegen. Herden, die gemeinsam in Rhythmus und Harmonie reisen, senken ihren Stress und bilden einen gesunden Verstand aus. 

Wenn Atlas in einer gesunden und dynamischen Herde lebte, würde sie für Sicherheit und für seinen traumatisierten Verstand sorgen, damit sein Gehirn sich ausruhen und heilen kann.

Ich habe versucht, ihn mit Ari leben zu lassen, aber der Druck war zu groß und der Raum zu klein für ihre dynamischen und sehr unterschiedlichen Persönlichkeiten. Mit Zohari habe ich einen Freund für ihn gefunden, aber alles, was die beiden zusammen tun, ist essen und schlafen … keiner von beiden neigt zu irgendeiner Form Stress reduzierender Bewegung.

Ohne eine funktionierende Herde, die ihm hilft, war es nun an mir, Atlas zu helfen, ein funktionaleres Level an täglichem Stress zu finden. Vielleicht auf einem direkteren Weg als es mir mit Freedom Based Training® möglich war.

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Wenn ich Freedom Based Training® unterrichte, ermutige ich meine Schüler immer, es mit anderen Trainingsmethoden, die sie selber nutzen, zu kombinieren. Die Kombination und Synergie von guten Ideen kann eine wunderbare Sache sein und ich sehe gern die Energie und Inspiration, die es für die Schüler enthält. Es scheint, dass es jetzt an mir ist, nach Synergie, guten Ideen und Methoden zu suchen.

Es gibt ein Konzept, dass sich “walking a horse down” (ein Pferd durch Bewegung beruhigen) nennt. Ich habe es in vielen Situationen schon erfolgreich eingesetzt und ich nutze es auf meine eigene Art. Die grundlegende Voraussetzung ist, das Pferd einfach zum Gehen zu bringen, und mit ihm zu gehen, bis es sich besser fühlt. Ein sehr dominanter Trainer würde dies eventuell nutzen, um ein Pferd müde zu machen, so dass es sich nicht länger gegen die Dinge wehrt, die er mit ihm tut. Aber das Konzept muss nicht in dieser Intensität genutzt werden. Dieses Konzept kann mit Herz und Aufmerksamkeit genutzt werden, um einem Pferd zu helfen.

Aus zwei Gründen habe mich bis jetzt dagegen gewehrt, Atlas zu bewegen, um ihn zu beruhigen.

  1. Manchmal braucht man ein Hilfsmittel wie ein Seil oder eine Flagge, um ein aggressives Pferd von sich fernzuhalten. Hätte ich am Anfang des Projekts versucht, ihn “müde zu laufen”, hätte ich solche Hilfsmittel benutzen müssen, um genug Druck zu erzeugen. Und sogar mit den Hilfsmitteln hätte ich riskiert, dass er mich angreift, da dies für ihn ein erlerntes Verhalten war, das erfolgreich funktionierte.
  2. Sobald sie anfangen zu laufen, werden Pferde müde und sie möchten weggehen. Und schon bemerkt man, wie man das Pferd gegen den Zaun drückt und so verhindert, dass sie dem Druck ausweichen. Dieses Konzept hat nichts mit FREI zu tun, aber es fühlte sich so an, als müsste ich Atlas helfen, sich im Leben wohler zu fühlen, auch wenn ich mich dafür eine Weile von Freedom Based Training® lösen musste.

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Ich wünschte, ich hätte eine funktionierende Herde, in die ich ihn integrieren könnte. Ich wünschte, ich müsste mir nicht so viele Sorgen machen, über einen potentiell gefährlichen Hengst in Gefangenschaft, der in einem gestressten Moment eventuell jemanden verletzen könnte. Ich wünschte, ich hätte mehr Platz, mehr Freiheit und mehr Pferdefreunde, die helfen, sein traumatisiertes Gehirn zu heilen. 

Wie auch immer, ich werde auf die fünf Monate vertrauen, die wir bereits investiert haben. Diese fünf Monate haben seine Fähigkeit wegzugehen statt anzugreifen gestärkt und werden es mir ermöglichen, sein Stresslevel ohne drängende Hilfsmittel zu senken, indem er sich selbst “ruhiger läuft”. Ich vertraue darauf, dass ich um die Zäune herum arbeiten kann, auf eine Art, die ihm hilft, sich besser zu fühlen und sich nicht  gefangen zu fühlen. Ich vertraue darauf, dass ich genug Gefühl und gutes Zeitgefühl habe, so dass ich diese Theorie auf eine Weise anwenden kann, die Atlas helfen wird, sich schneller besser zu fühlen, als ich das mit Freedom Based Training® allein erreichen könnte.

Hier ist mein Plan. Ich schaue direkt in Atlas Auge und gehe langsam, rhythmisch und berechenbar auf eine Seite seines Kopfes. Atlas wird weggehen und erwarten, dass ich mich auch zurückziehe. Aber jetzt haben sich die Regeln geändert. Das Ziel von “Beruhigung durch Bewegung ” ist es, zusammen so weit zu laufen, wie es braucht, um sich zusammen besser zu fühlen.

Ich glaube, um neue Denkmuster zu entwickeln sind offene Türen wichtig. Deshalb laufe ich mit Atlas nicht nur, bis er erschöpft ist. Ich lasse ihm die Option offen, mich zu überzeugen, eine Pause im Projekt “Beruhigung durch Bewegung” zu machen. Wenn ich zu ihm gehe kann er Interesse oder Neugier an meiner Person zeigen. Sind beide Augen, beide Ohren für einen Moment bei mir, belohne und unterstütze ich dies, indem ich mich sofort umdrehe und für acht Atemzüge die Umgebung beobachte. Dann beginnen wir von vorn.

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Zwei Dinge senken Stress: Führung und Bewegung. Mit meiner behutsamen Version von “Walking a horse down” kann Atlas wählen, ob er mich wahrnimmt (den Anführer, denn ich treffe mehr Entscheidungen als er) und interessiert ist. Er kann sich auch von mir wegbewegen oder wir können zusammen gehen. Ich bin bereit ihn entscheiden zu lassen, was auch immer er in jedem einzelnen Moment bevorzugt.

Als wir dies das erste Mal versucht haben, sind wir fast eine Stunde gelaufen. In dem Moment, als Atlas mich neugierig ansah, leckte und kaute, hörte ich auf. Danach stand er für eine ganze Stunde da wie eine Statue und bewegte nur seine Ohren. Ich beobachtete von meinem Haus aus, wie er seltsam unbeweglich dastand. Ich dachte, er schlief, aber auch, dass er verarbeitet, was passiert ist. Als er sich endlich bewegte, gähnte er mehrmals und streckte sich bevor er in den Stall ging, um etwas Heu zu fressen.

Das zweite Mal als ich Atlas durch Bewegung zu mehr Ruhe verhelfen wollte, war er wütend, hatte die meiste Zeit zurückgelegte Ohren und drehte mir immer wieder sein Hinterteil zu, während ich vorsichtig um ihn herumkreiste, um ihm zu helfen, seine Schritte wiederzufinden. Als er lief schnappte er sich immer wieder Bissen von Pferdeäpfeln. Ich denke das Bedürfnis, auf etwas Kauen zu können, um den aufkommenden Stress in diesem Prozess zu mildern, führte zu einem Verhalten, das ich bei ihm vorher noch nie gesehen habe. Darüber hinaus hing sein Penis vor- und zurückschwingend fast die ganze Zeit halb heraus, auch etwas das ich noch nie vorher bei ihm gesehen habe. Wir hörten mit einem gemeinsamen friedlichen Moment auf und dieses Mal brauchte er nur ein paar Minuten zur Verarbeitung bevor er wieder Heu fressen konnte.

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Als ich Atlas das dritte Mal zum Gehen aufforderte zeigte er oft den gleichen wütenden Ausdruck, abwehrende Gesten und einmal versuchte er sogar mich zu verjagen. Ich warf meine Arme dramatisch in die Luft und brachte ihn stattdessen dazu wegzurennen. Abgesehen von der überwiegenden Wut in dieser Sitzung, hörten wir wieder in einem Moment von gemeinsamer Leichtigkeit auf.

Als wir das vierte Mal gehen übten, hatte sich sein Verhalten geändert und er hat mich so oft neugierig angesehen, dass wir nur sehr wenig gelaufen sind. Die meiste Zeit haben wir nur gemeinsam die Wiesen beobachtet. Atlas schielte zu mir herüber, die Ohren gespitzt und die Augen sanft, immer und immer wieder. Diese Sitzung dauerte weniger als eine Stunde, weil ich nicht sicher war wie lange die Neugier anhalten würde und ich unbedingt mit diesem Gefühl aufhören wollte.

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Als wir das fünfte Mal gehen übten, entschied er sich dazu, immer wenn ich ihn direkt ansah, schnell weg zu galoppieren. Ich ging langsam und behutsam rund um den Paddock bis er stoppte und ging dann wieder auf ihn zu. Nach ungefähr fünf Minuten fand er wieder in seinen Schritt, flüssiger und mit leichteren Bewegungen als ich je zuvor bei ihm gesehen habe. Dann, nach ungefähr 45 Minuten, hatte er seine Neugier in mich wiedergefunden.

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Nach der ersten Session “Atlas beruhigen durch Bewegen”, bemerkte ich, dass er sich länger als normalerweise im Sand gewälzt hat. Hin und her, hin und her in großen Bewegungen luxuriösen Kratzens. Dann stand er ganz langsam auf und schüttelte seinen ganzen Körper so locker, wie ich es noch nie zuvor bei ihm gesehen habe. Ich beobachtete wie sich seine Fähigkeit, in den Pferdeanhänger rein- und rauszugehen um zu fressen, über Nacht deutlich verbesserte. Nur noch selten eilte er aufgeregt hinein und wieder hinaus. Die meiste Zeit konnte er ruhig bleiben, wenn er sich dazu entschied, und dies blieb auch nach den herausfordernderen Sitzungen so.

Wenn ich mir die positiven Ergebnisse nach den ersten paar Sitzungen ansehe, glaube ich, dass sich Atlas von dieser Arbeit wohler in seiner eigenen Haut fühlt. Neben meinen Forschungsstudien in Freedom Based Training® ist Atlas Wohlbefinden meine Höchste Priorität. Ich denke ich werde weiterhin mindestens einmal am Tag sein Stress Level “niedriger laufen”, um das Freedom Based Training®, das ich mit ihm mache, noch zu verbessern.

Vielleicht braucht er im Frühling, wenn die größeren Weiden offen sind und ich ihn mit einer größeren Herde rauslassen kann, meine Hilfe nicht mehr so stark. Aber so lange er Hilfe braucht, werde ich mein Bestes für ihn geben. 

Ich glaube, das tägliche Stress Level zu senken, ist für Atlas der Schlüssel, um sich an das Leben, wie es wirklich ist, zu gewöhnen. Wie zum Beispiel diese fallenden Blätter oder heulenden Füchse in der Nacht, die ich nicht kontrollieren kann. Ich kann ihm nicht direkt damit helfen, aber ich kann ihm helfen, kognitiven Raum zur Verarbeitung zu haben.  

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Es geht um Bewegung und Führung und die Hoffnung, dass ich Atlas genug von beidem bieten kann, um ihm zu helfen, die zerstörerischen Stress Antworten Kampf, Flucht und Erstarren loszulassen. Je besser er sich fühlt, desto mehr kann sein Leben sich mit den guten Dingen in Beziehungen, Nachdenken, Weichen und Spielen füllen.

Hufe und Herzschläge

TamingWild.com

Das Projekt:

Pferde mit ganz verschiedenen Geschichten; Kommunikation durch Körpersprache, Hilfsmittel nur wenn die Sicherheit es nötig macht, aber nie fürs Training. 

Das Ziel:

Herauszufinden, wie weit kann man die Reitkunst entwickeln kann, wenn man ausschließlich Körpersprache benutzt.

 

Herausforderungen stärken

Ich höre die Worte meiner guten Freundin Michele in Endlos-Schleife: „Im Schnee laufen macht dich stark!“

Ich brauchte diese Ermutigung, ich brauchte irgendetwas Gutes, dass aus dieser letzten Woche Schnee und Eis hier im pazifischen Nordwesten, entspringen könnte, an dem ich festhalten konnte. Jetzt schmilzt der Schnee langsam und wir kehren zu unserem gewohnten Klima zurück. Und ich fühle die Wahrheit in dieser widerhallenden Aussage: 

„Im Schnee laufen macht dich stark!“

Nachdem ich diese eine Woche mit wirklich schwierigem Wetter hinter mir gelassen habe, bringt die Rückkehr zu normalen Temperaturen eine Leichtigkeit/ Ruhe in mein Dasein, die vorher nicht da war. Es scheint, als könnte die Kälte mir nichts mehr anhaben, der Wind nun mit meinen Haaren zu spielen, anstatt an ihnen zu zerren. Und der kurze Weg auf den Berg hinter meinem Haus verspricht nun Zeit, meine Gedanken beruhigen zu können, statt wie im Schnee einfach nur total ermüdend zu sein.

Herausforderungen bringen Kraft, und wenn du die Herausforderung gemeistert hast, bringt die Normalität Leichtigkeit/Ruhe in dein Leben. 

In meinem aktuellen Forschungsprojekt, Pferde in Freiheit zu trainieren, habe ich Schwierigkeiten mit diesem Konzept, das Herausforderungen mit sich bringt.

Pferde (und auch viele Menschen) würden die meiste Zeit Leichtigkeit/ Ruhe einer Herausforderung vorziehen. Aber ohne herausfordernde Kontraste im Leben, würde sich Leichtigkeit/ Ruhe nie so befriedigend anfühlen wie sie es eigentlich könnte.

Meine Forschung dreht sich genau darum.

Wie trainierst Du ein Pferd in Freiheit, auf gutem und gesundem Weg nach Herausforderungen zu suchen, die ihm helfen zu wachsen und sich weiterzuentwickeln, um die Leichtigkeit/ Ruhe zu finden, die nach der Anstrengung kommt?

In der Wildnis ist es möglicherweise ein Mangel an Futter, Wasser, Fortpflanzungsmöglichkeiten oder Sicherheit, wenn die Feinde gerade auf der Jagd sind. Jedes dieser Dinge stellt eine Herausforderung dar, die von einem Wildpferd gelöst werden muss, um Leichtigkeit/ Ruhe wiederzufinden.

Wenn ich ein Pferd in Gefangenschaft bringe, löse ich viele dieser Dinge für es. Es gibt jederzeit ausreichend Futter und Wasser. Hengste und Stuten sind entweder getrennt oder kastriert, also sind Fortpflanzungsmöglichkeiten kein Thema mehr. Und da, wo ich lebe, gibt es keine großen Feinde, also geht es bei Sicherheit nicht mehr um Leben und Tod, wie es in der Wildnis wäre.

Wenn Pferde mit diesem Leben in Leichtigkeit konfrontiert werden, beginnt die Langeweile und eine ganz andere Art von Stress beginnt, und damit eine ganz andere Art von Herausforderung.

Jetzt hat die Herausforderung mit räumlichen Beziehungen zu tun und mit Harmonie oder dem Fehlen von Harmonie bei der Bewegung von einem komfortablen Ort zum andern.

Je mehr dysfunktionalen Stress ein Pferd fühlt, desto mehr Kampf und Flucht werden in den Entscheidungen, wo, wann und wie man zusammen ist, eine Rolle spielen. Um so funktionaler Stress für ein Pferd ist, desto eher spielen im Zusammensein Spiel, Weichen, Interesse, Neugier und Nachdenken in den Entscheidungen, wo, wann und wie man zusammen ist, eine Rolle.

Das ist mein Forschungsprojekt. Wie können wir dem Pferd Angewohnheiten beibringen, die funktionaler Stress statt dysfunktionaler Stress sind?

Herausforderungen sind wichtig als Kontrast zu Leichtigkeit. 

Irgendetwas interessantes muss es geben, um den durch Langeweile erzeugten Stress auszugleichen.

Wie können wir einem Pferd beibringen auf Herausforderungen und andere interessante Dinge mit funktionalem statt dysfunktionalem Stress zu reagieren?

Ein Pferd, das mit Herausforderungen gut umgeht, kann sehr viel Stress auf sehr funktionale Art haben. Nachdem eine Herausforderung gemeistert wurde und der Stress sich gelegt hat, fühlt das Pferd eine tiefe Leichtigkeit/ Ruhe im Kontrast zu dem Stress, den es gerade erlebt hat.

Ein Pferd, das mit Herausforderungen mit weniger Anpassungsfähigkeit umgeht, ist schnell überwältigt. Das lässt sich dann in Verhaltensweisen wie Kampf, Flucht und Erstarren beobachten. Wenn Kampf, Flucht und Erstarren involviert sind, ist es schwer ein Problem zu lösen oder sich erfolgreich durch eine Herausforderung durchzuarbeiten und die auf den Erfolg folgende Leichtigkeit/ Ruhe ist schwer zu finden.

Ich glaube, wir können die Reaktion eines Pferdes auf Herausforderungen mit einer Intensivierung des zu lösenden Problems nur so weit formen, als das das Pferd ihnen auf funktionale Weise begegnet.

Es wird zu einem entwicklungsorientierten System. 

Ich ändere die räumliche Beziehung zwischen mir und dem Pferd und beobachte.

Das Pferd wird auf funktionale oder dysfunktionale Weise eine Lösung finden, die zu Komfort führt.

Wenn das Pferd dysfunktional reagiert (mit Kampf oder Flucht), habe ich irgend etwas  viel zu früh von getan.

Wenn das Pferd funktional reagiert (mit Nachdenken, Weichen oder Spielen), habe ich für uns in diesem Moment gerade die richtige räumliche Herausforderung gewählt.

Mein Job als Trainer ist es, dem Pferd verschiedene Herausforderungen, die funktionalen Stress verursachen, zu stellen und dann mit ihm gemeinsam die Leichtigkeit der Harmonie zu genießen, weil jedes Problem gelöst ist.

Überall auf der Welt gibt es viele großartige Trainer, die das Pferd mit Hilfsmitteln davon zurückhalten wegzulaufen, wenn der Stress beginnt sich dysfunktional anzufühlen. Das Pferd lernt, dass Dysfunktion nur akzeptabel ist, wenn es mit Erstarren reagiert. Kampf und Flucht werden ihm abtrainiert. Wenn Hilfsmittel gut eingesetzt werden, ist es wunderbar mit anzusehen, wie Pferde in einem funktionaleren, angepassteren Leben aufblühen und lernen nachzudenken, statt einfach nur zu reagieren.  

Da ich gerade in diesem Forschungsprojekt bin, stelle ich fest, dass das Schöne an Training in Freiheit ist, dass das Pferd mir laut und deutlich mitteilen kann, wenn ich mein Gefühl und Timing verbessern muss. Ich habe keine Hilfsmittel, um Kampf oder Flucht zu kontrollieren, also muss ich stattdessen mit den gestellten Herausforderungen umgehen. Diese Freiheit für das Pferd fordert mich dazu heraus, ein sehr viel besserer Trainer zu sein, als ich es sein müsste, wenn ich Hilfsmittel nutzen würde, um das Pferd zu kontrollieren. 

Ohne Hilfsmittel habe ich kaum Kontrolle über das Pferd. Ich kann aber auch nicht den Wind, den Schnee, den Fuchs, der vielleicht nachts durch den Paddock rennt und die Pferde erschreckt, kontrollieren. Die äußeren Umstände werden immer ein Faktor im Stress Level, den das Pferd fühlt, sein.

Das Einzige, das ich kontrollieren kann, bin ich selbst.

Ich beobachte die Faktoren und schätze dann meine persönlichen Entscheidungen ein, um Zeit und Raum, in dem das Pferd und ich leben, entsprechend anzupassen.

Herausforderungen rufen funktionalen Stress hervor, das Pferd löst sie für ein Gefühl von Komfort. Pferd und Mensch erleben gemeinsam Leichtigkeit/ Ruhe, und dann dreht sich das Rad von vorn. 

Atlas kann auf meine Herausforderungen viel besser mit funktionalem Stress reagieren, wenn er gerade nicht frisst und sein Freund Zohari in der Nähe ist. Wenn Atlas hungrig und aufs Fressen konzentriert ist, oder sein Freund nicht in Sichtweite ist, weiß ich, dass ich meine Erwartungen an die Größe der Herausforderung, die ich ihm stelle, senken muss.

Ari ist anders.

Ari kann auf meine Herausforderungen viel besser mit funktionalem Stress reagieren, wenn er frisst und sein Freund Occasio nicht zu sehen ist. Wenn Ari ein Nickerchen macht, die Umgebung beobachtet oder sein Freund Occasio zu nah bei ihm ist, weiß ich, dass ich meine Erwartungen an die Größe der Herausforderung, die ich ihm stelle, senken muss.

Ich denke, dass sich all dies mit der Zeit und mit viel Übung verbessert und beide, Atlas und Ari, Herausforderungen als positiven Teil ihres Lebens sehen werden, in immer mehr unterschiedlichen Situationen.

Wenn ich meinen Job richtig mache, mit gutem Gefühl und Timing, bringe ich meinen Pferden bei, auf immer größere Stresssituationen mit funktionalem Stress zu reagieren.

So wie die Fähigkeit eines Pferdes mit funktionalem Stress zu reagieren wächst, wächst auch ihre Möglichkeit, Lösungen, die zu Komfort führen, zu finden. Dann wird sich die Leichtigkeit/Ruhe in ihrem Leben tiefer und befriedigender im Kontrast zu diesen Herausforderungen anfühlen.

Letzte Woche habe ich dieses Video für meine Patreon Gruppe gemacht und mich diese Woche entschieden, es zu veröffentlichen. Hier könnt ihr sehen, wie die Pferde und ich uns im Schnee durch das System arbeiten, von dem ich in diesem Blog Post spreche.

https://www.patreon.com/posts/snow-24732774

In der Patreon Gruppe teile ich jede Woche ein Video, um das dann immer interessante Gespräche entstehen. Wenn Dir das Video gefällt, hoffe ich, dass Du ein Teil von Patreon wirst und Dir auch noch weitere Videos gefallen.

https://www.patreon.com/tamingwild

Ich liebe den Schnee nicht, aber ich weiß, er macht mich stärker. Ich weiß auch, es ist einfach schöner die Pferde im Schnee zu filmen. Also umarmen wir die Herausforderung und feiern die Leichtigkeit/Ruhe, die bleibt, wenn das Puzzle gelöst ist.

Hufe und Herzschläge,

Elsa

TamingWild.com

 

 

Das Projekt:

Pferde mit ganz verschiedenen Geschichten; Kommunikation durch Körpersprache, Hilfsmittel nur wenn die Sicherheit es nötig macht, aber nie fürs Training. 

Das Ziel:

Herauszufinden, wie weit kann man die Reitkunst entwickeln kann, wenn man ausschließlich Körpersprache benutzt.

 

Bereit für Morgen

Gestern habe ich Aris Hufe nicht gehoben, auch wenn ich weiß, dass ich das jetzt kann. Gestern habe ich nicht geübt, mit meinem Arm über seinen ganzen Rücken zu streichen, auch wenn ich weiß, dass ich das jetzt kann. Gestern bin ich nicht mehr als einmal nah an Atlas herangegangen, auch wenn wir Stunden mit miteinander verbracht haben. Gestern habe ich die Grenzen von Atlas Komfortzone nicht ausgereizt, nicht einmal.

Stattdessen habe ich über sechs Stunden mit den Hengsten verbracht, bin einfach nur aufmerksam gewesen und habe meine Entscheidungen um sie herum wohl überlegt getroffen. Ich habe die kleinsten Veränderungen in ihrem Körper beobachtet, um von Moment zu Moment herauszufinden, ob meine Entscheidungen dem Pferd helfen sich besser oder schlechter zu fühlen.

In Freedom Based Training® ist das richtige Arbeit. Auch wenn ich gestern nichts außerhalb der Komfortzone eines der beiden Pferde gemacht habe, fühle ich mich mit meinen Entscheidungen heute erfolgreicher als an den meisten anderen Tagen.

Ich bewerte meinen Erfolg heute nicht mit Veränderungen, die ich jetzt sehe, sondern nur mit denen, die ich morgen sehen werde.

Wichtiger noch, wenn die Veränderungen, die ich am nächsten Tag sehe, mich überraschen, und zu einer Verschlimmerung, nicht zu einer Verbesserung geführt haben, dann ist das etwas Gutes und nichts Schlechtes. Denn wie sonst kann ich wissen, dass die Entscheidungen, die ich gestern getroffen habe, noch einmal überdacht, verbessert und weiterentwickelt werden müssen?

Hier ist wirklich Arbeit. Tu das Beste was Du kannst, um auf morgen vorbereitet zu sein, dann schau morgen wie gut du wirklich warst und mach es besser. Wir können nur besser werden, wenn wir wissen was besser ist. Und wir können das nur wissen, wenn wir üben und dann analysieren. 

„Tu das beste was du kannst, bis du es besser weißt. Wenn du es besser weißt, mach es besser.“ 

Danke, Maya Angelou.

In unserer Gesellschaft werden wir nach den Fortschritten, die wir machen, bewertet. Der Wert unserer Arbeit wird daran gemessen, was sich auf dem Weg zum Ziel zum Besseren verändert hat. Damit fühle ich mich halbwegs wohl, aber ich fühle mich nicht wohl mit dem Druck und der Geschwindigkeit, unter denen wir Leistung bringen sollen.

Was passiert, wenn Du einfach langsamer vorangehst und Deine Erwartungen an den Erfolg senkst?  Oder sogar einfach nur Deine Erwartung, den Erfolg heute schon beurteilen zu können, auf morgen verschiebst? Wenn alles, was Du heute machst, nur auf den Erfolg von morgen ausgerichtet ist, kannst Du dies nur morgen bewerten.

Ich glaube langsamer voranzugehen und unsere Erwartungen zu senken macht uns zu der Art Pferdetrainer, mit dem Pferde möglicherweise zusammen sein und mit dem sie kooperativ zusammenarbeiten wollen.

Ich frage mich, was kann ich heute tun, dass Aris Hufe anheben morgen einfacher macht?

Ich frage mich, was kann ich heute tun, dass es für Atlas morgen angenehmer macht, nah mit mir zusammen zu sein?

Dann verbessere ich Gefühl und Timing für die kleinen Aufgaben, die vor den großen kommen.

Wie oft kann sich das Pferd gut mit den kleinen Aufgaben fühlen, die die großen Aufgaben von morgen vorbereiten?

Morgen wird Aris Huf anheben vielleicht schon so leicht sein, dass das die Aufgabe wird, die wir zur Vorbereitung auf das Raspeln der Hufe am nächsten Tag üben.

Morgen ist neben Atlas sein vielleicht schon so leicht, dass das die Aufgabe ist, die wir in Vorbereitung auf Berührung üben. 

Das Ziel, die Dinge außerhalb der Komfortzone zu tun (da, wo die Gesellschaft uns gelehrt hat, dass es sich lohnt) hat sich dahingehend geändert, das Ding nun am Rand der Komfortzone zu tun.

Tu das, was möglich ist, um die guten Gefühle und das was mit gutem Gefühl verbunden wird, zu verbessern. Das, was fast nicht möglich ist, verschiebe auf morgen.

Arbeite an der Basis dessen, was Du morgen tun möchtest. Baue die Basis so gut auf, dass Du und das Pferd es morgen mit Freude tun könnt. 

Ich schreibe das für mich genauso wie auch für jeden anderen. Ende 2018, Anfang 2019 habe ich Neujahrsvorsätze für jeden.

Ich schlage vor, dass Du Dir selbst mehr Zeit für Umsetzung deiner Vorsätze schenkst.

Arbeite heute, um gute Gefühle für das, was Du morgen tust, aufzubauen. Arbeite heute an der Vorbereitung für morgen, dann freu dich darauf, dass Du morgen lernen kannst, wie Du dich in Zukunft besser vorbereiten kannst.

Wenn Du immer lernst, wie Du dich auf morgen besser vorbereiten kannst, dann hast Du in deinem Lernen immer Erfolg. Das ist das, was ich mir für mich selbst im nächsten Jahr wünsche. Das ist das Geschenk, das ich Dir im nächsten Jahr geben möchte.

Bereite Erfolg vor, analysiere, wie gut sich morgen die Vorbereitung des Erfolgs angefühlt hat, verbessere und wiederhole. 

Wenn Du ein wenig Inspiration brauchst, habe ich gerade einen dreiteiligen Vortrag auf Patreon gepostet, der Dir gefallen könnte. Der Vortrag besteht aus Theorie und persönlichen Geschichten von dem Trek durch Costa Rica, den wir Anfang des Jahres gemacht haben, während wir Taming Wild: Pura Vida filmten.

Den Vortrag findest Du hier in drei Teilen:

https://www.patreon.com/posts/intro-to-freedom-23657959

https://www.patreon.com/posts/intro-to-freedom-23658111

https://www.patreon.com/posts/intro-to-freedom-23658145

 

Der Vortrag ist öffentlich gepostet, so dass Du ihn sehen kannst, auch wenn Du noch kein Mitglied bist. Ich hoffe er gefällt Dir und Du überlegst Dir für die wöchentlichen Updates und Inspirationen Mitglied zu werden, um 2019 zu deinem besten Jahr überhaupt zu machen, während Du mir hilfst zu filmen, dokumentieren und die Entwicklungen im voraus zu veröffentlichen.

Ein frohes neues Jahr!

Hufe und Herzschläge

Elsa

TamingWild.com

 

 

Das Projekt:

Pferde mit ganz verschiedenen Geschichten; Kommunikation durch Körpersprache, Hilfsmittel nur wenn die Sicherheit es nötig macht, aber nie fürs Training.

(Dieses Foto wurde am Lime Kiln Point gemacht, ein paar Kilometer von meinem Zuhause entfernt)

Das Ziel:

Herauszufinden, wie weit kann man die Reitkunst entwickeln kann, wenn man ausschließlich Körpersprache benutzt.

Das große Experiment

Der Vollmond reflektiert die Wiesen draußen und die Nacht ist hell und ruhig, während ich schreibe. Hier auf den San Juan Islands haben wir gerade einen unglaublichen Sturm hinter uns, der einige Bäume umgestürzt hat, auch auf den Zaun des Paddocks, an den Dächern gerüttelt und die Pferde für Tage unter Anspannung gehalten hat. Niemand ist verletzt, aber alle sind dankbar für die Ruhe nach dem Sturm.

 

Ich selbst reflektiere über Intensität im Leben und darüber, wie wir alle Komfort und Unbehagen erleben. Wie wir uns manchmal selbst vor Unbehagen beschützen und wie wir uns manchmal kopfüber in den Wind stellen und das Chaos und all seine Schönheit aufsaugen.

 

Am Anfang der Woche hatten Atlas und Ari wieder einen großen Kampf, und dieser endete mit einer Verletzung von Atlas. Nichts lebensgefährliches, nur eine Wunde in der Brust von einem Biss in der Hitze des Gefechts. Ich verstehe, dass Hengste manchmal kämpfen und ihre eigenen sozialen Strukturen aufbauen müssen. Dies ist manchmal außerhalb meiner Komfortzone. Aus diesem Grund habe ich sie nicht sofort nach dem Kampf getrennt, sondern erstmal beobachtet und versucht, sie zu verstehen.

 

Leider hat Atlas Verletzung und die darauffolgende Schwäche seine Tendenz erstarren und die Außenwelt auszuschließen, intensiviert. Dies schien Ari zu ärgern und seine Angriffe wurden regelmäßiger und intensiver, mit der Absicht, Atlas aufzuwecken. Als ich bemerkte, das Atlas begann, suchend über den Zaun zu schauen, so wie er es niemals zuvor getan hat, wurde mir klar, das mein Platz schlichtweg zu klein für die beiden und ihre Schwierigkeiten war. Es wurde Zeit, die Tore zu schließen und die beiden wieder zu trennen, zumindest so lange, bis Atlas wieder gesund war.

Seit ich sie getrennt habe scheint Ari einsam und Atlas erleichtert zu sein. Über den Zaun hinweg berühren sie sich immer noch mit ihren Nasen. Die Intensität der Unterschiedlichkeit zwischen ihnen scheint jeden Tag weniger dramatisch zu sein. Atlas ist immer noch der erste, der zurückweicht, scheinbar mehr Raum wollend, um friedlich zu sein. Ari erlaubt ihm das nur, weil der Zaun ihn davon zurückhält, zu folgen und nach mehr Aufmerksamkeit zu verlangen.

 

Ich hatte diese Probleme bereits mit anderen Mustangs und domestizierten Pferden, die zusammenleben sollten. Für Mustangs ist aufmerksam bleiben eine Sache, in der es um Leben und Tod geht. Deshalb haben sie nur sehr wenig Toleranz für Herdenmitglieder, die erstarren und Dinge um sie herum verpassen. Es gibt nichts irritierenderes für ein Pferd, das schnell mit Kampf reagiert, als ein Freund, der schnell erstarrt. Mit ausreichend Platz können Pferde dies immer klären, aber Platz ist ein entscheidender Faktor und ein Luxus, den ich mit Ari und Atlas nicht habe.

 

Ich glaube fest daran, dass es im Leben um Lernen geht. Wenn wir etwas nicht kennen, werden wir es versuchen und dann die Ergebnisse analysieren.

 

Leben ist ein großes Experiment und wir lernen jeden Tag ein bisschen mehr.

 

Ich mache weiter mit meiner persönlichen experimentellen Arbeit Freedom Based Training®. Mit diesen beiden geht es so langsam voran, dass ich immer wieder dankbar dafür bin, dass Myrnah in meinem ersten Projekt so ein großzügiger Lern-Partner war. Ich erinnere mich selbst immer wieder daran, dass langsam nicht schlecht ist und das ich ganz einfach andere Dinge lerne als im ersten Projekt. 

 

Mit Atlas scheint es einen großen Zusammenhang zu geben, zwischen der Zeit, die ich in einfaches Zusammensein auf Arten, die er mag, mit ihm investiere (heißt, wir sind zusammen mit einem Sicherheitsabstand zwischen uns) und damit, wie viel ich ihn bitten kann, seine Komfortzone auszudehnen. Wenn ich mir erlauben kann, ihn zu fragen, seine Komfortzone auszudehnen, dann bitte ich ihn, ob er Interesse an meiner ausgestreckten Hand hat.

Bis zu einem gewissen Grad kann er mich spiegeln, wenn ich mich nach ihm ausstrecke, aber das ist für ihn eine große Anstrengung und man kann sehen, wie er mit jeder Wiederholung müder wird. An manchen Tagen kann er mit einer Berührung, einem „sanfter Finger an Nase“ Moment, umgehen. An anderen Tagen kann er sich nur nach mir ausstrecken, und stoppt kurz vor der Berührung. Wenn ich zu oft frage, schottet er sich ab und tut so, als wäre ich gar nicht da. Wenn dies passiert, führt jede weitere Bewegung meinerseits in seine Richtung zur Flucht und ich muss wieder Stunde um Stunde in unsere Beziehung reinvestieren, mit ihm zusammen sein, in einem Abstand, mit dem er umgehen kann, so lange bis er wieder bereit ist, Interesse an mir zu zeigen.

 

Das ist das große Experiment dieses Projekts. Wenn ich zunächst in Dinge investiere, die vorrangig die Pferde wählen, und dann erst, mit gutem Gefühl und dem richtigen Timing, nach Dingen frage, die ich wählen würde, wie viel können wir schlussendlich wirklich gemeinsam tun?

 

Ich sehe dies als Spektrum, so wie ich die meisten Dinge sehe. Es ist nicht schwarz oder weiß, es ist nicht alles oder nichts.

 

An einem Ende des Spektrums sind die Dinge, die das Pferd möglicherweise wählt, die wir gemeinsam tun können. Am anderen Ende des Spektrums sind die Dinge, die ich wähle, die wir gemeinsam tun können. In der Mitte ist die große weite Welt der Möglichkeiten, mit denen wir spielen können. 

 

In Freedom Based Training® beginne ich mit Dingen, die das Pferd wählen würde und finde die Orte um es herum, an denen es sich am wohlsten mit mir fühlt, während wir gemeinsam Leben erleben.

 

Dann wage ich mich an Orte um es herum, mit denen es sich weniger wohl fühlt, immer in kleinen Schritten, so dass es für das Pferd angemessen erscheint.

 

Mit geduldiger Übung und Wiederholung wächst die Komfortzone des Pferdes, und die Orte, an denen ich bin, die unkomfortabel waren werden komfortabel.

 

Nachdem Berührung sich als komfortable Weise zusammen zu sein etabliert hat, kann ich damit beginnen kleine Momente der Berührung mit etwas Druck hinzuzunehmen. 

 

Am Anfang ist Druck das, was ich desensibilisierender Druck nenne. D.h. das einzige was ich mit dem leichten Druck erreichen möchte, ist Interesse und Nachdenken wecken, noch keine Bewegung.

Sobald sich der Druck etabliert hat, kann ich damit beginnen, mit sensibilisierendem Druck zu spielen. D.h. ich erwarte, dass das Pferd sich ein wenig bewegt, wenn ich danach frage.

 

Wenn ich zu viel zu früh bitte, bekomme ich Kampf oder Flucht als Reaktion, an Stelle von Weichen. Dann muss ich wieder zurückgehen und herausfinden, was in dieser Beziehung möglich ist. Was können wir gemeinsam tun?

 

Hunderte Stunden in das zu investieren, was das Pferd wählen würde, ist die Grundlage für alles andere. Das ist das große Experiment von Freedom Based Training®. Wenn ich genug in die Dinge investiere, die das Pferd mag, wie gern wird das Pferd dann versuchen, neue Dinge mit mir zu tun?

 

Wenn wir neue Dinge erfolgreich tun, kann ich sie gefühlsmäßig mit anderen Dingen verbinden, die tief in der Komfortzone sind, zum Beispiel ganz einfach in Harmonie zusammen sein.

 

Wenn wir als Menschen mit Hilfsmitteln oder Belohnungen Pferde trainieren, können wir das Pferd aufgrund des äußerlichen Motivators bitten, Dinge für uns zu tun. Mit der Zeit lernt das Pferd die Dinge zu mögen, die es gebeten wurde zu tun und die äußerlichen Motivatoren werden immer weniger gebraucht.

 

Ich drehe die Dinge einfach um. Wenn wir alle offensichtlichen äußerlichen Motivatoren weglassen, wie entwickelt sich eine Beziehung ganz natürlich und welche Bandbreite an Dingen kann man gemeinsam in dieser Beziehung genießen?

 

An so manchen Tagen frage ich mich, ob ich es bis zum Ende dieses experimentellen Jahres schaffe und ob die Pferde immer noch nur wenig Steigerung in ihren Fähigkeiten im Verhältnis zu meinem Zeitinvestment zeigen. Die Hengste sind aus so vielen Gründen so viel schwieriger als Myrnah. Zu diesem Zeitpunkt habe ich keine Idee, wie unser Ergebnis am Ende des Jahres aussehen wird.

 

Das Einzige, was ich weiß, ist, dass ich nach einer Herausforderung gefragt und sie bekommen habe. Ari und Atlas bringen mein Verständnis von Freedom Based Training® weit über alles hinaus, was ich bisher gelernt habe.

 

Mit Atlas bin ich an einem Punkt, an dem wir uns manchmal berühren können, manchmal auch nicht. Mit ihm lerne ich, Wahrscheinlichkeiten von Erfolg von Moment zu Moment zu lesen und zu erkennen, basierend auf mehr unterschwelligen Signalen, als ich zuvor bemerkt habe. Danke, Atlas.

 

Mit Ari bin ich an einem Punkt, an dem ich jeden Teil seines Körpers berühren kann (außer seinem Maul und seinen Ohren). Wenn meine Hände über seinen Körper streichen, erlebe ich viele Momente von Fokus Veränderung, Interesse und geweckter Neugier. Wenn das Wetter gut ist und die Stress Level auf natürliche Weise niedrig sind, habe ich begonnen Ari zu bitten, für einen Moment einen Huf zu heben oder einen Schritt zurückzutreten. Ich lerne mein gieriges selbst zu beruhigen, das in jedem Moment, in dem sich ein Schritt zurück für Ari ok anfühlt, zwei Schritte rückwärts möchte. Ich lerne meine Gier zur Seite zu stellen und stattdessen Aris Wahrscheinlichkeit von Erfolg zu lesen.

Ich motiviere ein wenig, wenn Ari gelangweilt ist, ich lasse nach und gebe Flow, wenn er interessiert ist, wiederhole wenn möglich. Das Ziel ist, gute Gefühle, Interesse und Neugier mit Druck zu assoziieren.

 

Danke Ari, dass Du mir hilfst, den Rhythmus und die Konsistenz in der Entwicklung deiner Fähigkeiten in deinem Zeitplan zu finden. 

 

Was ist möglich auf dieser Basis? Ich weiß es nicht, es ist ein großes Experiment!

 

Wenn Du neugierig darauf bist, mit mir zu lernen, während sich alles entfaltet, werde Teil von Patreon, wo ich Update Videos der Fortschritte jeder Woche poste.

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Hufe und Herzschläge,

Elsa

TamingWild.com

 

 

 

 

Das Projekt:

Pferde mit ganz verschiedenen Geschichten; Kommunikation durch Körpersprache, Hilfsmittel nur wenn die Sicherheit es nötig macht, aber nie fürs Training. 

Das Ziel:

Herauszufinden, wie weit kann man die Reitkunst entwickeln kann, wenn man ausschließlich Körpersprache benutzt.

 

Jeder möchte irgendetwas

Lebendig zu sein, bedeutet Bedürfnisse und Wünsche zu haben, die vielleicht erfüllt werden, vielleicht aber auch nicht. Und jeder versucht mit anderen Strategien an sein Ziel zu kommen.

 

In der letzten Woche mussten meine Hengste ein paar Dinge klären und das war sehr spannend zu beobachten.

 

Ich habe festgestellt, dass die Mustangs, um die ich mich kümmere, ein größeres Bedürfnis nach Aufmerksamkeit in der Herde haben als domestizierte Pferde. Ich denke dies liegt daran, dass wenn sie in der Wildnis leben, sie echten Gefahren und Problemen ausgesetzt sind, die schlimme Folgen haben können, wenn sie nicht gelöst werden. Pferde sterben, wenn sie nicht aufmerksam sind, oder wenn ihre Herdenmitglieder sie nicht rechtzeitig vor Gefahr warnen.

 

Ari hat bewiesen, das er keine Ausnahme ist mit seinem Bedürfnis nach Aufmerksamkeit, das ich oft in Mustangs sehe.

 

Leider scheint Atlas nicht ganz so aufmerksam zu sein und Aris starken Wunsch nach konstanter Wachsamkeit zu teilen. 

 

Atlas scheint Frieden und ruhige, reguläre, vorhersehbare Abläufe mit einfacher Gesellschaft zu wollen, während er sich von dem schwierigen Leben erholt, das er hatte, bevor er hierherkam. 

 

Neben Essen und Schlafen scheint Ari Unterhaltung, Aufmerksamkeit, Abwechslung und aktive Freunde haben zu wollen.

 

Oberflächlich betrachtet scheinen diese beiden Pferde komplett inkompatibel zu sein, aber ich denke, das sie in Wirklichkeit sehr gut füreinander sind.

 

Atlas wird von Ari lernen aufzuwachen und mehr von der Welt sehen, als er normalerweise tun würde.

 

Ari wird von Atlas lernen herunterzufahren, sich einen Moment Zeit zu nehmen, über Optionen nachzudenken und sich klug zu entscheiden, bevor er etwas unternimmt.

Ich denke, die beiden sind gut füreinander, aber das heißt nicht, dass es immer einfach ist.

 

Ich verstehe das so: wenn du nicht einfach bekommst, was du möchtest, dann gibt es verschiedene Verhaltensweisen, mit denen du versuchen kannst, zu bekommen, was du im Leben möchtest. Ich teile sie in drei Kategorien ein: Erstarren, Flucht und Kampf. Jede hat ein Spektrum, dass sowohl funktionale als auch dysfunktionale Verhaltensweisen enthält.

 

Erstarren ist auf der einen Seite der katatonische Zustand von Hoffnungslosigkeit, in dem es sich nicht lohnt, sich zu bemühen, weil man niemals bekommt, was man möchte und man sollte am besten einfach aufgeben und sterben. 

 

Dieses Spektrum von Erstarren durchläuft die folgenden Variationen:

 

Dysfunktionales Erstarren, wo Aufgeben nur zeitlich begrenzt ist und sich wahrscheinlich jeden Moment in das Chaos von Kampf oder Flucht entlädt.

 

Funktionales Erstarren ist Zeit für eine Pause und Erholung, es ist wie Aufgeben, aber auf eine gesunde Art. Sie gibt dem Körper Zeit, sich zu erholen, um dann aufzuwachen und sich besser zu fühlen. Bereit, für eine positive Handlung in Richtung der Dinge, die man im Leben möchte. 

 

Auf der positivsten Seite dieses Spektrums ist Nachdenken. Der Moment, in dem sich Ohren, Augen und Nase bewegen, weil die Sinne alle möglichen Informationen sammeln, um die beste Entscheidung treffen zu können, um zu bekommen, was man im Leben möchte. 

 

Nachdenken vor dem Handeln ist im Spektrum Erstarren, weil in dem Moment noch keine körperliche Aktion stattfindet.

Flucht ist das Spektrum von Weggehen.

 

Mit großer Geschwindigkeit alles hinter sich lassen, was man nicht möchte, ist das Extrem. 

 

Dann durchläuft es ein Spektrum von schnell weggehen, während man zurückblickend prüft, ob weggehen notwendig ist.

 

Oder kleine Manöver ausführen, um ganz einfach die Gesellschaft von jemandem zu loszuwerden, der einem Dinge gibt, die man nicht möchte.

 

Auf der guten Seite dieses Spektrums gibt es einen interessanten Ort, an den man gehen möchte (besser als der, an dem man im Moment ist und wo man nicht länger bleiben möchte). Und wenn deine Freunde mit Dir mithalten können, sind sie herzlich willkommen mitzukommen. 

 

Oder wenn man wirklich möchte, das seine Freunde mit einem kommen, gibt es ein Gefühl des Weichens, in dem man zuvorkommend aus dem Weg geht, und sicherstellt, dass genug Platz neben einem ist, so dass sie mit jedem Schritt mitgehen können.

 

Kampf ist das Spektrum von Druck – Druck auf andere ausüben.

Im Extrem ist Kampf direkter Angriff und Gewalt.

 

Ein weniger intensiver Kampf ist irritierend oder nervend und bekommt Aufmerksamkeit von denen um einen herum.

 

Die gute Seite von Kampf ist spielerisch, sparsam, wetteifernd, um zu sehen, wer der Beste ist.

Oder in noch freundlicher Form, die neugierige und wissbegierige Natur von jemandem, der herausfinden möchte, was möglich ist, wenn man andere ein wenig anstupst.

 

Ich habe festgestellt, dass jeder irgendetwas im Leben möchte. Je höher sein Stress Level ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass er extreme Strategien nutzt, um zu bekommen, was er möchte (oder das er es aufgibt). Kampf, Flucht oder Erstarren in ganz intensiver Form.

 

Wenn der Stress sich legt, beginnt man die funktionale Seite des Spektrums in den Handlungen zu erkennen. Jeder möchte immer noch, was er möchte, aber die Hengste beginnen strategischer und intelligenter vorzugehen.

 

Letzte Woche hatten wir einen Kälteeinbruch und die Anspannung der Hengste stieg. Das kommt oft vor, wenn das Wetter wechselt. Aris und Atlas Wünsche fingen an, sich in Wegen auszudrücken, die den anderen irritierten und so kam es letztendlich zu einem Kampf. 

 

So wie Atlas immer mehr einfror und unaufmerksamer wurde, wurde Ari immer angriffslustiger. Letztlich dachte Ari, dass er die Aufmerksamkeit von Atlas bekommt, die er möchte, indem er mit gebogenem Hals und ausschlagenden Vorderbeinen auf ihn zuschoß. Atlas fiel aus seinem dysfunktionalem Erstarren und griff auch an. Da Atlas deutlich größer und stärker ist, lief das nicht gut für Ari.

Wenn Erstarren und Kampf auf der extremen Seite ihres Spektrums aufeinandertreffen, bleibt einem oft das Herz stehen. Ich bin sehr dankbar, dass Ari und Atlas, trotz der Intensität des Kampfes, nur kleine Kratzer davongetragen haben.

 

Ich habe das Ende des Kampfes auf Video festgehalten und darüber in der Taming Wild Patreon Gruppe gepostet.

 

Du kannst Dir das Video hier ansehen, wenn Du Teil der Gruppe werden und hinter die Kulissen des Filmdrehs schauen möchtest.

 

https://www.patreon.com/tamingwild

 

Mir macht es Spaß, hier im Blog Auszüge dessen, was ich in meinem Projekt lerne, zu posten. Patreon gibt mir die Möglichkeit tiefer einzusteigen und mehr Details mit der Community zu teilen, die dies vielleicht interessiert. Ich hoffe, Du wirst Teil der Community.

 

Das Interessante aus dieser Woche und dem großen Kampf sind die Überlegungen zu Herdenverhalten und wie wir damit in unserer täglichen Interaktion mit unseren Pferden umgehen möchten.

 

Ich wurde gefragt, warum ich nicht eingegriffen und den Kampf abgebrochen habe. Meine Antwort war: 

 

Ich habe nicht in den Kampf interveniert, weil ich denke, das Intervenieren in diesem Fall nur dazu geführt hätte, die Gefühle der beiden stärker aufkochen zu lassen und dies später herauskommen würde, wenn ich nicht da wäre. Also hielt ich mich zurück, filmte und versuchte von der Erfahrung zu lernen, in dem ich beobachtete.

 

Beobachten gibt mir notwendige Insights in die Verhaltensweisen und auf mögliche Reaktionen meiner Pferde.

 

Wir beide, Ari und ich lernten, dass Atlas schneller, stärker und brutaler ist, als er bisher gezeigt hat, wenn man ihn zu stark zu schnell fordert. Gut zu wissen.

 

Atlas und ich lernten, dass Ari sich besser fühlen würde, wenn jeder um ihn herum mehr Interesse und Achtsamkeit zeigt. Gut zu wissen, daran können wir arbeiten. 

 

Also, wenn ich nicht in einen Kampf eingreife, was mache ich stattdessen? 

 

Als Anführer, denke ich, ist meine beste Entscheidung mich von aufkommendem Ärger zu entfernen, denn mitten in einem Kampf zu stecken, ist für niemanden eine gute Idee. Wenn ich merke, dass sich Spannung aufbaut, gehe ich weg und mache deutlich, dass dies keine Konversation ist, an der ich teilnehmen möchte. Wenn nur eines meiner Pferde meinem Beispiel folgt, gäbe es keine Kämpfe mehr. Ich gehe beispielhaft voraus und dann beobachte ich, welche Entscheidungen sie treffen. 

 

Sie wollen, was sie eben wollen, und ich werde beobachten, welchen Stress Level sie fühlen bei der Art der Entscheidungen, die sie im Umgang miteinander treffen.

 

Ich denke, Weggehen macht ein paar Dinge mit der Herdendynamik. Erstens, zeigt es den Pferden, das Weggehen von einem Kampf eine Option ist, und dass es einen guten Weg gibt, wegzugehen. Wenn ich weggehe, gehe ich früh, so dass ich nicht rennen muss. Ich gehe gleichmäßig und rhythmisch und ich tue das so früh wie möglich, so dass die Pferde wissen, ich schenke ihnen Beachtung.

 

Ich glaube, die meisten Kämpfe sind einfach das Bedürfnis eines Pferdes nach mehr Aufmerksamkeit. Grundlegend sind Einsamkeit und Unsicherheit der Grund für einen Kampf. Wenn genug Aufmerksamkeit gegeben ist, gibt es keinen Grund nach mehr zu fragen, mit kämpferischen Handlungen. 

 

Manchmal scheinen es Kämpfe um Ressourcen zu sein (Futter oder Freunde), aber häufiger sehe ich, dass Pferde Ressourcen als Grund nutzen, um mehr Aufmerksamkeit zu bekommen.

Atlas möchte gerne sehr ruhig, introvertiert und fokussiert auf Essen und Schlafen sein. Ari möchte interagieren und spielen. Hat einer von beiden mehr Recht als der andere? Beide möchten, was sie mögen, und diese Woche mussten sie um ihr Recht kämpfen, zu bekommen was sie möchten. Atlas ist größer und stärker und hat zeitweise gewonnen. Ari wird nicht aufhören, zu wollen, was er möchte, er wird einfach nur smarter werden müssen, um es zu bekommen.

 

Also, was ist, wenn ich einen Kampf aufkochen sehe und mich dazu entscheide, in die Mitte zu gehen und ein Pferd vor dem anderen zu beschützen? Das ist eine sehr viel dominantere Umgehensweise mit der Situation. Wenn es ein Sicherheitsproblem gibt, würde ich es tun. Oder wenn ich es eilig habe, einem Pferd mehr zu imponieren als einem anderen, würde ich vielleicht Stellung beziehen. Wie auch immer, ich glaube, dass der passivere Führungsstil mehr Einfluss auf die Herdendynamik und mehr Wert bezüglich des Lernens für jeden hat, solange man Zeit und Raum hat, dies zu erlauben. 

 

Wenn ich auf dominante Art und Weise die beiden Pferde voreinander beschütze, gewinne ich zwar eine Art Anerkennung von beiden, aber solange ich keinen Plan habe, wie ich den beiden mit dem grundlegenden Bedürfnis, dass den Kampf verursacht hat, helfen kann, ist das nur eine zeitliche begrenzte Lösung.

 

Wenn ich auf dominante Art eingreife und den Kampf stoppe, teile ich ihnen schlicht und einfach mit, dass meine Wünsche und Bedürfnisse mehr zählen als ihre. Aber wenn ich nicht mehr da bin, werden sie immer noch unter sich klären, wer von beiden entscheidet, was passiert.

 

Wenn ich an Stelle dessen zurücktrete und ihnen Aufmerksamkeit schenke, zeige ich ihnen eine alternative Weise, Probleme zu klären.

 

Wenn Atlas von Ari zurückweichen würde und ihm dann volle Aufmerksamkeit schenken würde, gäbe es kein Bedürfnis nach Kampf, weil Aris Bedürfnisse erfüllt werden. Wenn Ari in Atlas Komfortzone hinein- und hinausgehen würde, würde Atlas lernen, aufmerksamer zu sein. Aber diese Art, dem anderen zu helfen, wird sich nur langsam entwickeln, dann, wenn ihre gewohnten Stress Level niedriger werden und wenn sie lernen, was der andere wünscht und braucht.

 

Mein Job ist es, eines jeden Stresslevel zu senken, der involviert ist. Meine Hoffnung ist, dass ich ein Beispiel anführe und es für meine Pferde immer einfacher wird, sich für ein ähnlich gesundes Verhalten zu entscheiden, um zu bekommen, was sie im Leben möchten. 

Die Zeit wird es zeigen. Im Moment bin ich fasziniert davon, mit all den Möglichkeiten vor meiner Nase zu experimentieren.

 

Ich hoffe wirklich, Du wirst Teil von Patreon.com, um Dir die wöchentlichen Videos über unsere Fortschritte und das Entstehen des Films anzusehen.

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Hufe und Herzschläge,

Elsa

TamingWild.com