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Das Projekt:

Pferde mit ganz verschiedenen Geschichten; Kommunikation durch Körpersprache, Hilfsmittel nur wenn die Sicherheit es nötig macht, aber nie fürs Training.

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Das Ziel:

Herauszufinden, wie weit kann man die Reitkunst entwickeln kann, wenn man ausschließlich Körpersprache benutzt.

 

Wenn ich Fehler mache …

Fakt ist, ich bin ein Mensch und ich mache Fehler. Ich spreche nicht oft über diese Fehler, weil ich versuche, über sie hinwegzukommen und mich ganz, ganz stark auf die Lösung anstatt auf das Problem zu konzentrieren. 

 

Ich ermutige meine Schüler, dasselbe zu tun. Nimm Deinen Fehler wahr, geh damit um, so gut Du kannst, lerne daraus und entwickle einen besseren Plan für das, was Du als nächstes tust. Reite nicht auf Dingen herum, die schiefgelaufen sind.

 

Ich glaube, unser Gehirn versucht sehr, das zu verwirklichen, über was wir nachdenken. So vieles von dem, was wir tun, ist unbewusst. Meistens weiß ich nicht, warum ich meinen kleinen Finger bewegt oder meine Nase gekräuselt oder auf den Boden geschaut habe, bevor ich einen Schritt gehe. Vielleicht spielen diese Dinge keine Rolle, aber vielleicht tun sie das doch. Für ein Pferd, das Körpersprache fließend spricht, habe ich vielleicht viele verwirrende Dinge gleichzeitig gesagt.

 

Das Verständnis des Unterbewusstseins und seiner Tendenz, zu verwirklichen, auf was wir uns konzentrieren, führt mich zu dieser Schlussfolgerung: Wenn ich an all die Male denke, an denen ich Fehler gemacht habe, die dazu führten, dass mein Pferd an Selbstbewusstsein verloren hat, dann versucht mein Gehirn unbewusst diese kleinen Verhaltensweisen zu wiederholen, die zu diesen Situationen geführt haben. Und dann, ohne das mir das bewusst ist, passieren mir die gleichen Fehler schon wieder.

 

Konzentriere ich mich stattdessen auf die Lösungen, hilft mir mein Unterbewusstsein all die kleinen körperlichen Signale zu nutzen, die mir an anderer Stelle geholfen haben, positive Lösungen zu finden. 

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Mit einem Pferd über Körpersprache zu kommunizieren fühlt sich für mich oft an, als wäre ich noch im Kindergarten. Ungeachtet meines bewussten Könnens, sind die Ergebnisse die ich bekomme, das einzige was ich mit Sicherheit weiß. Bei jedem Ergebnis untersuche ich, was wir getan haben, um es zu erreichen. Und so lerne ich weitere Verhaltensmuster, die die Art Ergebnis erzielen, das ich mit meinen Pferden erreichen möchte.

 

Jedes Pferd ist anders, hat unterschiedliche Vorlieben und Abneigungen. Von jedem Pferd lerne ich unterschiedliche Dinge über diese wunderschöne, komplexe Sprache. 

 

Lass uns kurz darüber sprechen, was ein Fehler im Zusammenhang mit Pferden bedeutet. 

 

Ein Fehler ist etwas, dass dazu führt, das Du und Dein Pferd nicht zusammen sein möchten. 

 

Wir wissen, wir haben einen Fehler gemacht, weil in unserer Beziehung mehr Kampf, Flucht und Erstarren war, als das sich einer von uns damit wohlgefühlt hätte. 

 

Der Einfachheit halber beziehe ich mich jetzt nur auf Freedom Based Training®, wo es keine Belohnung in Form von Futter gibt, um das Pferd in deiner Nähe zu behalten. Es gibt auch kein Halfter, keinen Strick oder Zaun, die das Pferd am Weglaufen hindern. (Sobald Du Hilfsmittel nutzt, um Dein Pferd bei Dir zu behalten, fallen die Fehler oft deutlich größer aus, bevor Du sie überhaupt wahrnimmst.)

 

Wenn ich mich für etwas entscheide, das Kampf als Reaktion zur Folge hat, ist das der größte Fehler, den ich machen kann, denn das kann sehr schnell wirklich gefährlich werden.

 

Wenn ich mich für etwas entscheide, das Flucht als Reaktion zur Folge hat, ist das nicht ganz so schlimm, es bedeutet nur, dass wir Harmonie finden und uns für eine Weile wieder aus größerer Entfernung annähern müssen. Entfernung ist nicht meine erste Wahl, aber daran ist auch nichts gefährlich. 

 

Wenn ich mich für etwas entscheide, dass Erstarren zur Folge hat, dann ist das einzige Problem, dass ich selbst ungeduldig bin. Erstarren ist etwas, dass ich gemeinsam mit dem Pferd tun kann und es kann im Zweifel sogar verbindende und unsere Beziehung aufbauende Zeit für uns sein. Aber nur, wenn ich genug Geduld und Weisheit habe zu warten, bis sich das Erstarren in ein besseres Gefühl des Denkens, Nachgebens oder sogar Spielens verwandelt. 

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Immer wenn ich einen Fehler mache, der Kampf, Flucht oder Erstarren zur Folge hat, muss ich überlegen, was ich als nächstes tue. 

 

Erstarren lässt sich am einfachsten lösen.  

 

Option 1

Ich gehe herum und schaue aufmerksam in alle Richtungen, ob irgendwo Gefahr lauert. Dem Pferd ein Partner sein, der für es Ausschau hält, führt dazu, dass es sich sicherer fühlt und minimiert so die Wahrscheinlichkeit von Kampf oder Flucht nach einem dysfunktionalen Erstarren. Die Bewegung meines Körpers hat auch einen Anteil an der Stressreduzierung des Pferdes. Ich kann mit dem Pferd wieder in Harmonie kommen, sobald ich sehe, dass es wieder nachdenkt.

 

Option 2

Ich warte in Harmonie mit dem Pferd, weil ich daran glaube, dass das nächste, was passiert (egal wie lange es dauert) ist, dass das Pferd sich besser fühlt und beginnt nachzudenken. 

 

Flucht ist ein bisschen schwerer zu lösen, weil ich den großen Wunsch habe, in Verbindung zu bleiben (und nicht das Pferd wegzuschicken), und gleichzeitig unbedingt den Wunsch des Pferdes nach mehr Abstand zu mir verstehen möchte.

 

Option 1

Wenn ich denke, dass der Wunsch nach Flucht stärker sein wird, als ich es mit aufnehmen kann, gehe ich zielstrebig in die entgegengesetzte Richtung zum Pferd, um ihm zu zeigen, dass ich mutig bin und jede Gefahr aus dieser Richtung abfangen kann. (Ich weiß, dass hört sich dumm an, wenn das Pferd gerade von mir wegrennt, aber es lässt das Pferd wissen, dass ich verstehe, dass es weiter weg von mir sein möchte.) 

Sobald du siehst, dass das Pferd sich wieder beruhigt, kannst Du beginnen, die Beziehung aus einer Entfernung, mit der sich das Pferd wohlfühlt, wieder aufzubauen. 

 

Option 2

Wenn ich denke, die Reaktion mit Flucht wird nur kurz sein und schnell in ein Weichen übergehen, (das Pferd bewegt sich auf eine Art und Weise mit der ich synchron sein kann), kann ich dem Pferd folgen und so schnell wie möglich wieder mit ihm Harmonie finden.

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Kampf als Ergebnis eines Fehlers ist am Schwierigsten zu lösen. Aber auch darauf muss ich vorbereitet sein, denn manchmal kommt es dazu. 

 

Option 1

Wenn ich denke, dass die Kampfreaktion nur noch schlimmer wird, renne ich um mein Leben und treffe an einem anderen Tag bessere Entscheidungen! (Ja, ich bin nicht stolz darauf, aber ich habe das schon mal gemacht.)

 

Option 2

Wenn ich denke, dass die Kampfreaktion nur kurz sein wird und sich schnell in etwas Anderes ändert, überrasche ich das Pferd, um sein Muster zu unterbrechen. Zur Sicherheit bringe ich allen meinen Pferden bei, dass jede andere Reaktion auf meine Fehler besser ist als Kampf. Ein Pferd zu überraschen ist relativ dominant. Im Normalfall fühlt sich das Pferd so unwohl, dass es sofort Flucht statt Kampf wählt. Meine liebsten Überraschungsmethoden sind auf und ab zu hüpfen oder meine Arme dramatisch in die Luft zu werfen und dabei gleichzeitig einen Schritt auf das Pferd zuzugehen. 

 

Bei dieser Option habe ich mich dazu entschieden, einen zweiten, weniger gefährlichen Fehler zu machen (der Flucht verursacht), um das Muster des ersten Fehlers zu unterbrechen, der Kampf verursacht hat. Es gibt ein paar Probleme mit dieser Option, die jedem bewusst sein sollten, bevor man es ausprobiert.

 

Das erste Problem ist, das ein verärgertes Pferd heftiger angreifen wird, wenn Du die falsche Entscheidung triffst und es nicht schaffst, mit dem Überraschungsmoment Flucht zu verursachen. 

 

Das zweite Problem ist, wenn Du zu viele Fehler machst und dein Pferd zu oft überraschst, wird es nicht mehr überrascht und stattdessen einfach genervt, was zu noch heftigeren Angriffen führen kann. 

 

Das dritte Problem ist, selbst wenn Du dein Pferd erfolgreich in die Flucht „überraschst“, musst du diesen kleineren Fehler adressieren und die Beziehung aus einer größeren Distanz wieder aufbauen, als aus der Distanz, aus der die Kampfreaktion entstanden ist. 

 

Mit Atlas, der mit viel Aggression zu mir kam, musste ich besonders vorsichtig sein, keinen Fehler zu machen, den wir nicht wieder überwinden können. 

 

Das habe ich gemacht, in dem ich ganz besonders in unsere Beziehung in der Distanz investiert habe. Ich war darauf vorbereitet, so lange wie notwendig von außerhalb des Zauns mit ihm zu arbeiten, mit dem Ziel, Atlas beizubringen, dass sich von mir wegbewegen eine bessere Strategie ist, um sich besser zu fühlen, als sich auf mich zu zubewegen.

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Wenn wir über das Spektrum von Kampf zu Spiel nachdenken, hat alles einen Aspekt des sich näher Kommens. 

 

Wenn wir über das Spektrum von Flucht zu Weichen nachdenken, beinhaltet alles einen Aspekt des sich voneinander Wegbewegens. 

 

Jedes Pferd mit Aggressionsproblemen ist ganz einfach ein Pferd, das mehr Komfort in der Bewegung auf andere zu als von anderen weg, gefunden hat. Dies muss in die andere Richtung ausbalanciert werden, bevor die Aggression abgeschwächt und es um das Pferd herum sicher werden kann.

 

Ich wusste ich würde hunderte Stunden brauchen, das „Weichen“ Verhalten in Atlas zu stärken, bevor ich mich jemals in einer Situation befinden würden, in der ich ihn aus einem Kampf Instinkt heraus überraschen könnte. Nur mit diesen hunderten Stunden Basisarbeit in Weichen, wird es sicher genug sein, ihn zu überraschen ohne einen instinktiven, heftigen Angriff zu riskieren, der ihm in seiner Vergangenheit oft geholfen hat. 

 

Dies habe ich Atlas ganz sanft aus sicherer Distanz beigebracht, ohne dass ich ihn jemals konfrontieren musste.

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Jedes Mal, wenn er sich auf mich zubewegt hat, habe ich entweder einen extra Schritt auf ihn zugemacht (das hat ihn sich etwas unwohler fühlen lassen, da er mich nicht nah bei sich haben wollte). Oder ich habe angefangen, um den Paddock herumzulaufen (außerhalb des Zauns, wenn ich fühlte, dass das für meine Sicherheit notwendig ist) und nicht damit aufgehört und bin erst zum Flow mit ihm zurückgekehrt, wenn er wenigstens einen Teil seines Körpers von mir wegbewegt hat. Das um den Paddock herumlaufen hat funktioniert, weil Pferde Harmonie und Flow mit ihrer Herde bevorzugen und ich Atlas nur Harmonie und Flow gegeben habe, wenn er sich wenigstens ein bisschen von mir wegbewegt hat.

 

Die andere Möglichkeit „Weichen“ zu üben, war Atlas zu folgen. Wenn Atlas zum Wassertrog ging, folgte ich ihm in Flow (in einem Abstand, in dem er sich wohlfühlt), aber dann habe ich einen Schritt mehr gemacht als er. So hat er, wenn wir am Wassertrog standen, das gute Gefühl des Trinkens gefühlt, und das gerade nachdem ich in seinen Bereich getreten bin (und nicht er in meinen). Genauso haben wir das auch mit seinem Lieblings-Aussichtspunkt oben auf dem Hügel, seinem liebsten Wälzplatz und seinem liebsten Platz in der Sonne gemacht. Atlas bekam was er wollte, immer kurz nachdem ich ein bisschen in seinen Bereich getreten bin.

 

Das hat Atlas beigebracht, das gute Gefühle auftreten, wenn ich ein wenig in seinen Bereich trete. Schlechte Gefühle treten auf, wenn er mir zu nah kommt. 

 

Wenn Atlas auf eine Art und Weise von mir weggeht, die aussieht, als würde er nicht mögen, dass man ihm folgt, ziehe ich auch zurück und vergrößere den Abstand zwischen uns. Das ich seine Vorlieben respektiere, bereitet ihn darauf vor, auch meine Vorlieben zu respektieren. Mein Job ist, die Art der Beziehung definieren und dann Atlas zu zeigen, das auf diese Art und Weise zusammen zu sein, für ihn Wohlfühlen bedeutet. 

 

Jetzt weiß ich, dass diese erste Arbeit mit Atlas der Grund dafür ist, dass ich ihn immer noch nicht anfassen kann und all unsere Beziehungsarbeit immer noch auf „nicht-berühren“ Abstand stattfindet. Wie auch immer, die Sicherheit, die ich jetzt um ihn herum spüre, ist viel mehr Wert, als es jede Menge Berührung jemals sein kann. 

 

Jetzt weiß ich, dass diese erste Arbeit mit Atlas der Grund dafür ist, dass ich ihn immer noch nicht anfassen kann und all unsere Beziehungsarbeit immer noch auf „nicht-berühren“ Abstand stattfindet. Wie auch immer, die Sicherheit, die ich jetzt um ihn herum spüre, ist viel mehr Wert, als es jede Menge Berührung jemals sein kann. 

 

Heute Abend, als ich mit Ari gearbeitet habe, bin ich aus Versehen zu lange zu nah bei Atlas gewesen, der aus dem gleichen Heunetz wie Ari gefressen hat. Atlas schaute in einem Moment der Verärgerung mit zurückgelegten Ohren auf mich. Dieser Fehler von mir hätte am Anfang unserer Beziehung viel viel Lehrgeld gekostet. Heute Abend war es nicht schwer für uns damit klarzukommen. Ich nahm einfach schnell meine Hände aus der Tasche, warf meine Arme dramatisch in die Luft und Atlas schritt hastig mit ein paar Schritten Flucht zurück, gefolgt von einer Fokusänderung. Seine Ohren bewegten sich nach vorn und seine Nase suchte sanft nach Kontakt mit mir, um zu checken, ob mit uns beiden noch alles ok ist. 

 

(Dieses Bild ist von einem anderen Tag und einem anderen Fehler, aber er wurde festgehalten, deshalb teile ich ihn.)

 

Das Wichtigste ist, dass ich gemerkt habe, welcher Fehler Atlas’ Ärger heute Abend hervorgerufen hat. Selbst wenn ich weiß, was zu tun ist, wenn ich einen Fehler gemacht habe, ist es besser, wenn ich in einem angemessenen Abstand mit gutem Gefühl und Timing arbeite, so dass ich nie an erster Stelle das Problem lösen muss.

 

Ich versuche meinen Pferden Denken, Weichen und Spielen beizubringen, so dass sie glauben, dies sind ihre besten Aktionen, um das zu bekommen, was sie im Leben möchten. Wenn wir die guten Dinge ausreichend stärken, machen wir rein theoretisch nie Fehler, die in Kampf, Flucht oder Erstarren enden. 

 

Ja, ich weiß wir sind alle sterblich und wir machen alle Fehler, mit denen wir umgehen müssen. Hoffentlich hilft dieser Blog Dir zu verstehen, wie Du mit diesen möglichen Fehlern umgehen kannst.

 

Wichtiger noch, ich hoffe Du bist inspiriert, Denken, Weichen und Spielen in der Beziehung zu Deinen Pferden weiterzuentwickeln. 

 

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Hufe und Herzschläge,

Elsa

TamingWild.com

 

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