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Das Projekt:

Pferde mit ganz verschiedenen Geschichten; Kommunikation durch Körpersprache, Hilfsmittel nur wenn die Sicherheit es nötig macht, aber nie fürs Training. 

Das Ziel:

Herauszufinden, wie weit kann man die Reitkunst entwickeln kann, wenn man ausschließlich Körpersprache benutzt.

 

Jeder möchte irgendetwas

Lebendig zu sein, bedeutet Bedürfnisse und Wünsche zu haben, die vielleicht erfüllt werden, vielleicht aber auch nicht. Und jeder versucht mit anderen Strategien an sein Ziel zu kommen.

 

In der letzten Woche mussten meine Hengste ein paar Dinge klären und das war sehr spannend zu beobachten.

 

Ich habe festgestellt, dass die Mustangs, um die ich mich kümmere, ein größeres Bedürfnis nach Aufmerksamkeit in der Herde haben als domestizierte Pferde. Ich denke dies liegt daran, dass wenn sie in der Wildnis leben, sie echten Gefahren und Problemen ausgesetzt sind, die schlimme Folgen haben können, wenn sie nicht gelöst werden. Pferde sterben, wenn sie nicht aufmerksam sind, oder wenn ihre Herdenmitglieder sie nicht rechtzeitig vor Gefahr warnen.

 

Ari hat bewiesen, das er keine Ausnahme ist mit seinem Bedürfnis nach Aufmerksamkeit, das ich oft in Mustangs sehe.

 

Leider scheint Atlas nicht ganz so aufmerksam zu sein und Aris starken Wunsch nach konstanter Wachsamkeit zu teilen. 

 

Atlas scheint Frieden und ruhige, reguläre, vorhersehbare Abläufe mit einfacher Gesellschaft zu wollen, während er sich von dem schwierigen Leben erholt, das er hatte, bevor er hierherkam. 

 

Neben Essen und Schlafen scheint Ari Unterhaltung, Aufmerksamkeit, Abwechslung und aktive Freunde haben zu wollen.

 

Oberflächlich betrachtet scheinen diese beiden Pferde komplett inkompatibel zu sein, aber ich denke, das sie in Wirklichkeit sehr gut füreinander sind.

 

Atlas wird von Ari lernen aufzuwachen und mehr von der Welt sehen, als er normalerweise tun würde.

 

Ari wird von Atlas lernen herunterzufahren, sich einen Moment Zeit zu nehmen, über Optionen nachzudenken und sich klug zu entscheiden, bevor er etwas unternimmt.

Ich denke, die beiden sind gut füreinander, aber das heißt nicht, dass es immer einfach ist.

 

Ich verstehe das so: wenn du nicht einfach bekommst, was du möchtest, dann gibt es verschiedene Verhaltensweisen, mit denen du versuchen kannst, zu bekommen, was du im Leben möchtest. Ich teile sie in drei Kategorien ein: Erstarren, Flucht und Kampf. Jede hat ein Spektrum, dass sowohl funktionale als auch dysfunktionale Verhaltensweisen enthält.

 

Erstarren ist auf der einen Seite der katatonische Zustand von Hoffnungslosigkeit, in dem es sich nicht lohnt, sich zu bemühen, weil man niemals bekommt, was man möchte und man sollte am besten einfach aufgeben und sterben. 

 

Dieses Spektrum von Erstarren durchläuft die folgenden Variationen:

 

Dysfunktionales Erstarren, wo Aufgeben nur zeitlich begrenzt ist und sich wahrscheinlich jeden Moment in das Chaos von Kampf oder Flucht entlädt.

 

Funktionales Erstarren ist Zeit für eine Pause und Erholung, es ist wie Aufgeben, aber auf eine gesunde Art. Sie gibt dem Körper Zeit, sich zu erholen, um dann aufzuwachen und sich besser zu fühlen. Bereit, für eine positive Handlung in Richtung der Dinge, die man im Leben möchte. 

 

Auf der positivsten Seite dieses Spektrums ist Nachdenken. Der Moment, in dem sich Ohren, Augen und Nase bewegen, weil die Sinne alle möglichen Informationen sammeln, um die beste Entscheidung treffen zu können, um zu bekommen, was man im Leben möchte. 

 

Nachdenken vor dem Handeln ist im Spektrum Erstarren, weil in dem Moment noch keine körperliche Aktion stattfindet.

Flucht ist das Spektrum von Weggehen.

 

Mit großer Geschwindigkeit alles hinter sich lassen, was man nicht möchte, ist das Extrem. 

 

Dann durchläuft es ein Spektrum von schnell weggehen, während man zurückblickend prüft, ob weggehen notwendig ist.

 

Oder kleine Manöver ausführen, um ganz einfach die Gesellschaft von jemandem zu loszuwerden, der einem Dinge gibt, die man nicht möchte.

 

Auf der guten Seite dieses Spektrums gibt es einen interessanten Ort, an den man gehen möchte (besser als der, an dem man im Moment ist und wo man nicht länger bleiben möchte). Und wenn deine Freunde mit Dir mithalten können, sind sie herzlich willkommen mitzukommen. 

 

Oder wenn man wirklich möchte, das seine Freunde mit einem kommen, gibt es ein Gefühl des Weichens, in dem man zuvorkommend aus dem Weg geht, und sicherstellt, dass genug Platz neben einem ist, so dass sie mit jedem Schritt mitgehen können.

 

Kampf ist das Spektrum von Druck – Druck auf andere ausüben.

Im Extrem ist Kampf direkter Angriff und Gewalt.

 

Ein weniger intensiver Kampf ist irritierend oder nervend und bekommt Aufmerksamkeit von denen um einen herum.

 

Die gute Seite von Kampf ist spielerisch, sparsam, wetteifernd, um zu sehen, wer der Beste ist.

Oder in noch freundlicher Form, die neugierige und wissbegierige Natur von jemandem, der herausfinden möchte, was möglich ist, wenn man andere ein wenig anstupst.

 

Ich habe festgestellt, dass jeder irgendetwas im Leben möchte. Je höher sein Stress Level ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass er extreme Strategien nutzt, um zu bekommen, was er möchte (oder das er es aufgibt). Kampf, Flucht oder Erstarren in ganz intensiver Form.

 

Wenn der Stress sich legt, beginnt man die funktionale Seite des Spektrums in den Handlungen zu erkennen. Jeder möchte immer noch, was er möchte, aber die Hengste beginnen strategischer und intelligenter vorzugehen.

 

Letzte Woche hatten wir einen Kälteeinbruch und die Anspannung der Hengste stieg. Das kommt oft vor, wenn das Wetter wechselt. Aris und Atlas Wünsche fingen an, sich in Wegen auszudrücken, die den anderen irritierten und so kam es letztendlich zu einem Kampf. 

 

So wie Atlas immer mehr einfror und unaufmerksamer wurde, wurde Ari immer angriffslustiger. Letztlich dachte Ari, dass er die Aufmerksamkeit von Atlas bekommt, die er möchte, indem er mit gebogenem Hals und ausschlagenden Vorderbeinen auf ihn zuschoß. Atlas fiel aus seinem dysfunktionalem Erstarren und griff auch an. Da Atlas deutlich größer und stärker ist, lief das nicht gut für Ari.

Wenn Erstarren und Kampf auf der extremen Seite ihres Spektrums aufeinandertreffen, bleibt einem oft das Herz stehen. Ich bin sehr dankbar, dass Ari und Atlas, trotz der Intensität des Kampfes, nur kleine Kratzer davongetragen haben.

 

Ich habe das Ende des Kampfes auf Video festgehalten und darüber in der Taming Wild Patreon Gruppe gepostet.

 

Du kannst Dir das Video hier ansehen, wenn Du Teil der Gruppe werden und hinter die Kulissen des Filmdrehs schauen möchtest.

 

https://www.patreon.com/tamingwild

 

Mir macht es Spaß, hier im Blog Auszüge dessen, was ich in meinem Projekt lerne, zu posten. Patreon gibt mir die Möglichkeit tiefer einzusteigen und mehr Details mit der Community zu teilen, die dies vielleicht interessiert. Ich hoffe, Du wirst Teil der Community.

 

Das Interessante aus dieser Woche und dem großen Kampf sind die Überlegungen zu Herdenverhalten und wie wir damit in unserer täglichen Interaktion mit unseren Pferden umgehen möchten.

 

Ich wurde gefragt, warum ich nicht eingegriffen und den Kampf abgebrochen habe. Meine Antwort war: 

 

Ich habe nicht in den Kampf interveniert, weil ich denke, das Intervenieren in diesem Fall nur dazu geführt hätte, die Gefühle der beiden stärker aufkochen zu lassen und dies später herauskommen würde, wenn ich nicht da wäre. Also hielt ich mich zurück, filmte und versuchte von der Erfahrung zu lernen, in dem ich beobachtete.

 

Beobachten gibt mir notwendige Insights in die Verhaltensweisen und auf mögliche Reaktionen meiner Pferde.

 

Wir beide, Ari und ich lernten, dass Atlas schneller, stärker und brutaler ist, als er bisher gezeigt hat, wenn man ihn zu stark zu schnell fordert. Gut zu wissen.

 

Atlas und ich lernten, dass Ari sich besser fühlen würde, wenn jeder um ihn herum mehr Interesse und Achtsamkeit zeigt. Gut zu wissen, daran können wir arbeiten. 

 

Also, wenn ich nicht in einen Kampf eingreife, was mache ich stattdessen? 

 

Als Anführer, denke ich, ist meine beste Entscheidung mich von aufkommendem Ärger zu entfernen, denn mitten in einem Kampf zu stecken, ist für niemanden eine gute Idee. Wenn ich merke, dass sich Spannung aufbaut, gehe ich weg und mache deutlich, dass dies keine Konversation ist, an der ich teilnehmen möchte. Wenn nur eines meiner Pferde meinem Beispiel folgt, gäbe es keine Kämpfe mehr. Ich gehe beispielhaft voraus und dann beobachte ich, welche Entscheidungen sie treffen. 

 

Sie wollen, was sie eben wollen, und ich werde beobachten, welchen Stress Level sie fühlen bei der Art der Entscheidungen, die sie im Umgang miteinander treffen.

 

Ich denke, Weggehen macht ein paar Dinge mit der Herdendynamik. Erstens, zeigt es den Pferden, das Weggehen von einem Kampf eine Option ist, und dass es einen guten Weg gibt, wegzugehen. Wenn ich weggehe, gehe ich früh, so dass ich nicht rennen muss. Ich gehe gleichmäßig und rhythmisch und ich tue das so früh wie möglich, so dass die Pferde wissen, ich schenke ihnen Beachtung.

 

Ich glaube, die meisten Kämpfe sind einfach das Bedürfnis eines Pferdes nach mehr Aufmerksamkeit. Grundlegend sind Einsamkeit und Unsicherheit der Grund für einen Kampf. Wenn genug Aufmerksamkeit gegeben ist, gibt es keinen Grund nach mehr zu fragen, mit kämpferischen Handlungen. 

 

Manchmal scheinen es Kämpfe um Ressourcen zu sein (Futter oder Freunde), aber häufiger sehe ich, dass Pferde Ressourcen als Grund nutzen, um mehr Aufmerksamkeit zu bekommen.

Atlas möchte gerne sehr ruhig, introvertiert und fokussiert auf Essen und Schlafen sein. Ari möchte interagieren und spielen. Hat einer von beiden mehr Recht als der andere? Beide möchten, was sie mögen, und diese Woche mussten sie um ihr Recht kämpfen, zu bekommen was sie möchten. Atlas ist größer und stärker und hat zeitweise gewonnen. Ari wird nicht aufhören, zu wollen, was er möchte, er wird einfach nur smarter werden müssen, um es zu bekommen.

 

Also, was ist, wenn ich einen Kampf aufkochen sehe und mich dazu entscheide, in die Mitte zu gehen und ein Pferd vor dem anderen zu beschützen? Das ist eine sehr viel dominantere Umgehensweise mit der Situation. Wenn es ein Sicherheitsproblem gibt, würde ich es tun. Oder wenn ich es eilig habe, einem Pferd mehr zu imponieren als einem anderen, würde ich vielleicht Stellung beziehen. Wie auch immer, ich glaube, dass der passivere Führungsstil mehr Einfluss auf die Herdendynamik und mehr Wert bezüglich des Lernens für jeden hat, solange man Zeit und Raum hat, dies zu erlauben. 

 

Wenn ich auf dominante Art und Weise die beiden Pferde voreinander beschütze, gewinne ich zwar eine Art Anerkennung von beiden, aber solange ich keinen Plan habe, wie ich den beiden mit dem grundlegenden Bedürfnis, dass den Kampf verursacht hat, helfen kann, ist das nur eine zeitliche begrenzte Lösung.

 

Wenn ich auf dominante Art eingreife und den Kampf stoppe, teile ich ihnen schlicht und einfach mit, dass meine Wünsche und Bedürfnisse mehr zählen als ihre. Aber wenn ich nicht mehr da bin, werden sie immer noch unter sich klären, wer von beiden entscheidet, was passiert.

 

Wenn ich an Stelle dessen zurücktrete und ihnen Aufmerksamkeit schenke, zeige ich ihnen eine alternative Weise, Probleme zu klären.

 

Wenn Atlas von Ari zurückweichen würde und ihm dann volle Aufmerksamkeit schenken würde, gäbe es kein Bedürfnis nach Kampf, weil Aris Bedürfnisse erfüllt werden. Wenn Ari in Atlas Komfortzone hinein- und hinausgehen würde, würde Atlas lernen, aufmerksamer zu sein. Aber diese Art, dem anderen zu helfen, wird sich nur langsam entwickeln, dann, wenn ihre gewohnten Stress Level niedriger werden und wenn sie lernen, was der andere wünscht und braucht.

 

Mein Job ist es, eines jeden Stresslevel zu senken, der involviert ist. Meine Hoffnung ist, dass ich ein Beispiel anführe und es für meine Pferde immer einfacher wird, sich für ein ähnlich gesundes Verhalten zu entscheiden, um zu bekommen, was sie im Leben möchten. 

Die Zeit wird es zeigen. Im Moment bin ich fasziniert davon, mit all den Möglichkeiten vor meiner Nase zu experimentieren.

 

Ich hoffe wirklich, Du wirst Teil von Patreon.com, um Dir die wöchentlichen Videos über unsere Fortschritte und das Entstehen des Films anzusehen.

https://www.patreon.com/tamingwild

Hufe und Herzschläge,

Elsa

TamingWild.com

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