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Das Projekt:

Pferde mit ganz verschiedenen Geschichten; Kommunikation durch Körpersprache, Hilfsmittel nur wenn die Sicherheit es nötig macht, aber nie fürs Training.

(Dieses Foto wurde am Lime Kiln Point gemacht, ein paar Kilometer von meinem Zuhause entfernt)

Das Ziel:

Herauszufinden, wie weit kann man die Reitkunst entwickeln kann, wenn man ausschließlich Körpersprache benutzt.

Das große Experiment

Der Vollmond reflektiert die Wiesen draußen und die Nacht ist hell und ruhig, während ich schreibe. Hier auf den San Juan Islands haben wir gerade einen unglaublichen Sturm hinter uns, der einige Bäume umgestürzt hat, auch auf den Zaun des Paddocks, an den Dächern gerüttelt und die Pferde für Tage unter Anspannung gehalten hat. Niemand ist verletzt, aber alle sind dankbar für die Ruhe nach dem Sturm.

 

Ich selbst reflektiere über Intensität im Leben und darüber, wie wir alle Komfort und Unbehagen erleben. Wie wir uns manchmal selbst vor Unbehagen beschützen und wie wir uns manchmal kopfüber in den Wind stellen und das Chaos und all seine Schönheit aufsaugen.

 

Am Anfang der Woche hatten Atlas und Ari wieder einen großen Kampf, und dieser endete mit einer Verletzung von Atlas. Nichts lebensgefährliches, nur eine Wunde in der Brust von einem Biss in der Hitze des Gefechts. Ich verstehe, dass Hengste manchmal kämpfen und ihre eigenen sozialen Strukturen aufbauen müssen. Dies ist manchmal außerhalb meiner Komfortzone. Aus diesem Grund habe ich sie nicht sofort nach dem Kampf getrennt, sondern erstmal beobachtet und versucht, sie zu verstehen.

 

Leider hat Atlas Verletzung und die darauffolgende Schwäche seine Tendenz erstarren und die Außenwelt auszuschließen, intensiviert. Dies schien Ari zu ärgern und seine Angriffe wurden regelmäßiger und intensiver, mit der Absicht, Atlas aufzuwecken. Als ich bemerkte, das Atlas begann, suchend über den Zaun zu schauen, so wie er es niemals zuvor getan hat, wurde mir klar, das mein Platz schlichtweg zu klein für die beiden und ihre Schwierigkeiten war. Es wurde Zeit, die Tore zu schließen und die beiden wieder zu trennen, zumindest so lange, bis Atlas wieder gesund war.

Seit ich sie getrennt habe scheint Ari einsam und Atlas erleichtert zu sein. Über den Zaun hinweg berühren sie sich immer noch mit ihren Nasen. Die Intensität der Unterschiedlichkeit zwischen ihnen scheint jeden Tag weniger dramatisch zu sein. Atlas ist immer noch der erste, der zurückweicht, scheinbar mehr Raum wollend, um friedlich zu sein. Ari erlaubt ihm das nur, weil der Zaun ihn davon zurückhält, zu folgen und nach mehr Aufmerksamkeit zu verlangen.

 

Ich hatte diese Probleme bereits mit anderen Mustangs und domestizierten Pferden, die zusammenleben sollten. Für Mustangs ist aufmerksam bleiben eine Sache, in der es um Leben und Tod geht. Deshalb haben sie nur sehr wenig Toleranz für Herdenmitglieder, die erstarren und Dinge um sie herum verpassen. Es gibt nichts irritierenderes für ein Pferd, das schnell mit Kampf reagiert, als ein Freund, der schnell erstarrt. Mit ausreichend Platz können Pferde dies immer klären, aber Platz ist ein entscheidender Faktor und ein Luxus, den ich mit Ari und Atlas nicht habe.

 

Ich glaube fest daran, dass es im Leben um Lernen geht. Wenn wir etwas nicht kennen, werden wir es versuchen und dann die Ergebnisse analysieren.

 

Leben ist ein großes Experiment und wir lernen jeden Tag ein bisschen mehr.

 

Ich mache weiter mit meiner persönlichen experimentellen Arbeit Freedom Based Training®. Mit diesen beiden geht es so langsam voran, dass ich immer wieder dankbar dafür bin, dass Myrnah in meinem ersten Projekt so ein großzügiger Lern-Partner war. Ich erinnere mich selbst immer wieder daran, dass langsam nicht schlecht ist und das ich ganz einfach andere Dinge lerne als im ersten Projekt. 

 

Mit Atlas scheint es einen großen Zusammenhang zu geben, zwischen der Zeit, die ich in einfaches Zusammensein auf Arten, die er mag, mit ihm investiere (heißt, wir sind zusammen mit einem Sicherheitsabstand zwischen uns) und damit, wie viel ich ihn bitten kann, seine Komfortzone auszudehnen. Wenn ich mir erlauben kann, ihn zu fragen, seine Komfortzone auszudehnen, dann bitte ich ihn, ob er Interesse an meiner ausgestreckten Hand hat.

Bis zu einem gewissen Grad kann er mich spiegeln, wenn ich mich nach ihm ausstrecke, aber das ist für ihn eine große Anstrengung und man kann sehen, wie er mit jeder Wiederholung müder wird. An manchen Tagen kann er mit einer Berührung, einem „sanfter Finger an Nase“ Moment, umgehen. An anderen Tagen kann er sich nur nach mir ausstrecken, und stoppt kurz vor der Berührung. Wenn ich zu oft frage, schottet er sich ab und tut so, als wäre ich gar nicht da. Wenn dies passiert, führt jede weitere Bewegung meinerseits in seine Richtung zur Flucht und ich muss wieder Stunde um Stunde in unsere Beziehung reinvestieren, mit ihm zusammen sein, in einem Abstand, mit dem er umgehen kann, so lange bis er wieder bereit ist, Interesse an mir zu zeigen.

 

Das ist das große Experiment dieses Projekts. Wenn ich zunächst in Dinge investiere, die vorrangig die Pferde wählen, und dann erst, mit gutem Gefühl und dem richtigen Timing, nach Dingen frage, die ich wählen würde, wie viel können wir schlussendlich wirklich gemeinsam tun?

 

Ich sehe dies als Spektrum, so wie ich die meisten Dinge sehe. Es ist nicht schwarz oder weiß, es ist nicht alles oder nichts.

 

An einem Ende des Spektrums sind die Dinge, die das Pferd möglicherweise wählt, die wir gemeinsam tun können. Am anderen Ende des Spektrums sind die Dinge, die ich wähle, die wir gemeinsam tun können. In der Mitte ist die große weite Welt der Möglichkeiten, mit denen wir spielen können. 

 

In Freedom Based Training® beginne ich mit Dingen, die das Pferd wählen würde und finde die Orte um es herum, an denen es sich am wohlsten mit mir fühlt, während wir gemeinsam Leben erleben.

 

Dann wage ich mich an Orte um es herum, mit denen es sich weniger wohl fühlt, immer in kleinen Schritten, so dass es für das Pferd angemessen erscheint.

 

Mit geduldiger Übung und Wiederholung wächst die Komfortzone des Pferdes, und die Orte, an denen ich bin, die unkomfortabel waren werden komfortabel.

 

Nachdem Berührung sich als komfortable Weise zusammen zu sein etabliert hat, kann ich damit beginnen kleine Momente der Berührung mit etwas Druck hinzuzunehmen. 

 

Am Anfang ist Druck das, was ich desensibilisierender Druck nenne. D.h. das einzige was ich mit dem leichten Druck erreichen möchte, ist Interesse und Nachdenken wecken, noch keine Bewegung.

Sobald sich der Druck etabliert hat, kann ich damit beginnen, mit sensibilisierendem Druck zu spielen. D.h. ich erwarte, dass das Pferd sich ein wenig bewegt, wenn ich danach frage.

 

Wenn ich zu viel zu früh bitte, bekomme ich Kampf oder Flucht als Reaktion, an Stelle von Weichen. Dann muss ich wieder zurückgehen und herausfinden, was in dieser Beziehung möglich ist. Was können wir gemeinsam tun?

 

Hunderte Stunden in das zu investieren, was das Pferd wählen würde, ist die Grundlage für alles andere. Das ist das große Experiment von Freedom Based Training®. Wenn ich genug in die Dinge investiere, die das Pferd mag, wie gern wird das Pferd dann versuchen, neue Dinge mit mir zu tun?

 

Wenn wir neue Dinge erfolgreich tun, kann ich sie gefühlsmäßig mit anderen Dingen verbinden, die tief in der Komfortzone sind, zum Beispiel ganz einfach in Harmonie zusammen sein.

 

Wenn wir als Menschen mit Hilfsmitteln oder Belohnungen Pferde trainieren, können wir das Pferd aufgrund des äußerlichen Motivators bitten, Dinge für uns zu tun. Mit der Zeit lernt das Pferd die Dinge zu mögen, die es gebeten wurde zu tun und die äußerlichen Motivatoren werden immer weniger gebraucht.

 

Ich drehe die Dinge einfach um. Wenn wir alle offensichtlichen äußerlichen Motivatoren weglassen, wie entwickelt sich eine Beziehung ganz natürlich und welche Bandbreite an Dingen kann man gemeinsam in dieser Beziehung genießen?

 

An so manchen Tagen frage ich mich, ob ich es bis zum Ende dieses experimentellen Jahres schaffe und ob die Pferde immer noch nur wenig Steigerung in ihren Fähigkeiten im Verhältnis zu meinem Zeitinvestment zeigen. Die Hengste sind aus so vielen Gründen so viel schwieriger als Myrnah. Zu diesem Zeitpunkt habe ich keine Idee, wie unser Ergebnis am Ende des Jahres aussehen wird.

 

Das Einzige, was ich weiß, ist, dass ich nach einer Herausforderung gefragt und sie bekommen habe. Ari und Atlas bringen mein Verständnis von Freedom Based Training® weit über alles hinaus, was ich bisher gelernt habe.

 

Mit Atlas bin ich an einem Punkt, an dem wir uns manchmal berühren können, manchmal auch nicht. Mit ihm lerne ich, Wahrscheinlichkeiten von Erfolg von Moment zu Moment zu lesen und zu erkennen, basierend auf mehr unterschwelligen Signalen, als ich zuvor bemerkt habe. Danke, Atlas.

 

Mit Ari bin ich an einem Punkt, an dem ich jeden Teil seines Körpers berühren kann (außer seinem Maul und seinen Ohren). Wenn meine Hände über seinen Körper streichen, erlebe ich viele Momente von Fokus Veränderung, Interesse und geweckter Neugier. Wenn das Wetter gut ist und die Stress Level auf natürliche Weise niedrig sind, habe ich begonnen Ari zu bitten, für einen Moment einen Huf zu heben oder einen Schritt zurückzutreten. Ich lerne mein gieriges selbst zu beruhigen, das in jedem Moment, in dem sich ein Schritt zurück für Ari ok anfühlt, zwei Schritte rückwärts möchte. Ich lerne meine Gier zur Seite zu stellen und stattdessen Aris Wahrscheinlichkeit von Erfolg zu lesen.

Ich motiviere ein wenig, wenn Ari gelangweilt ist, ich lasse nach und gebe Flow, wenn er interessiert ist, wiederhole wenn möglich. Das Ziel ist, gute Gefühle, Interesse und Neugier mit Druck zu assoziieren.

 

Danke Ari, dass Du mir hilfst, den Rhythmus und die Konsistenz in der Entwicklung deiner Fähigkeiten in deinem Zeitplan zu finden. 

 

Was ist möglich auf dieser Basis? Ich weiß es nicht, es ist ein großes Experiment!

 

Wenn Du neugierig darauf bist, mit mir zu lernen, während sich alles entfaltet, werde Teil von Patreon, wo ich Update Videos der Fortschritte jeder Woche poste.

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Hufe und Herzschläge,

Elsa

TamingWild.com

 

 

 

 

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